Die Abendsonne legt sich langsam über die rund 12sm hinter uns liegende Metropole Buenos Aires (BsAs) als wir im grössten Flussdelta der Welt (sagen sie hier) durch das uns aus den Flüssen Parana und Uruguay entgegenfliessende Wasser segelten. Zum Delta de Tigre, wo wir nach den 10 Tagen mitten in der Metropole eine Kontrastnacht vor Anker in der Abgeschiedenheit in einem der Seitenarme des Rio de la Plata einlegten.

Die ganze Gegend um das im Norden BsAs gelegene Tigres ist ein Naherholungsgebiet mit unzähligen Wochenend- oder Ferienunterkünften und ein Paradies für Bootseigner. Natürlich werden von BsAs aus auch mehrstündige Schiffsausflüge angeboten. An Wochenenden sei hier sehr viel los. Anfangs Woche, als wir da waren, aber gar nicht. Die zweite Nacht verbrachten wir im Yacht Club Argentina in Tigre, eine wundervolle Anlage. 

Der Ort selber ist auch ein Wochenendmagnet. Der ehemalige Früchtehafen wurde umgebaut und beherbergt jetzt viele Shops und Restaurants. Alles von Wasser umringt.

Dem Ufer des Hauptkanals entlang reihen sich imposante Herrschaftshäuser, Ruderclubs und Restaurants. 

Am Abend kam Guillermo zum Abschiedsbesuch. Er gab uns als erfahrener Segler die Zuversicht, dass wir es auf direktem Weg aus dem Delta schaffen – also nicht auf dem gleichen, langen Weg, der uns herbrachte -, trotz der geringen Wassertiefe. Wir müssten uns nur von Seezeichen zu Seezeichen hangeln. Wir waren etwas besorgt, da unsere Navionicskarten auf dem Plotter Wassertiefen um die 1.5 bis 2.5 Meter anzeigten, während die Navionicskarten auf den mobilen Geräten ca. 2 Meter mehr anzeigten. Nach den Ausführungen von Guillermo sah es eher nach der tieferen Variante aus. So legten wir denn am Mittwochmorgen bei relativ tiefem Gezeitenstand ab und folgten erst mal dem schön rot und grün betonnten Fahrwasser. Hier sollte wohl ausgebaggert sein. Aber schon bald zeigte das Echolot erstaunlich wenig Wassertiefe. Schnell zogen wir das Schwert ganz ein, wir sahen unseren minimalen Tieffang von 1.30m auf der Tiefenanzeige! Das Vorsegel war auch schon weg, da wir nicht zu schnell sein wollten im Falle einer Grundberührung. Ein anderer Segler mit kleinerem Boot lag schon als Warnung etwas neben dem Fahrwasser auf Grund! So segelten wir angespannt und mit gebanntem Blick auf dem Echolot Guillermos Seezeichen entlang, ohne aufzusetzen und dabei das frische Antifouling abzukratzen. Seeehr sehr langsam wurde es in 10cm-Schritten tiefer bzw. etwas weniger flach. Allerdings bleibt es noch viele Meilen nur so um die 5m tief, manchmal weniger. Über die Jahrtausende (oder viel mehr) haben die beiden Flüsse hier Sedimente gebildet, die alles langsam auffüllen und natürlich auch die Angaben auf den Seekarten relativieren (was in der Seekarte vermerkt ist). Das Delta ist mit mehr als 200x300km Ausbreitung vergleichbar mit der Grösse der Schweiz. 
Am ersten Tag des Törns nach Mar del Plata soll uns der Wind schön aus dem ersten Teil der Bucht blasen, dann gemäss allen Wettermodellen einschlafen, so dass wir uns schon überlegten, irgendwo zu ankern und auf Wind zu warten. In der Realität blies der Wind stetig mit über 10kn mehr als angesagt und blieb uns auch treu, sodass wir einfach auf direktem Kurs aus der ganzen Bucht raussegeln konnten, vorbei nochmals an Buenos Aires. Fabelhaft!

Bild von Klaus Tischhauser
Klaus Tischhauser

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