Hier nun mit etwas Verspätung unsere Notizen zu Buenos Aires, erster Teil. 

Unser Liegeplatz im Puerto Madero könnte zentraler nicht sein. Er liegt in einem der zahlreichen, durch Drehbrücken voneinander getrennten Hafenbecken, die in den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts von einer nicht mehr gebrauchten Hafenanlage in ein riesiges chices Ausgeh-, Wohn- und Geschäftsquartier verwandelt wurden.

Von hier aus kann man den Stadtkern zu Fuss oder per Fahrrad erreichen (ansonsten benutzt man für die doch sehr grossen Distanzen Busse, Metro und natürlich Uner. Bei unserer Ankunft fand gerade die Pride Parade statt, so dass gleich viel los war. Am Sonntag bummelten wir – zum Glück relativ früh – durch den Markt von San Telmo, der sich der Strasse ‚Defensa‘ entlang über gefühlt ein paar Kilometer erstreckt. Uns gefiel, dass es da viel schönes, originelles Handwerk oder Sammlerware gab, keine chinesische Massenware. 

Die Stadt beeindruckt mit ihren breiten Avenidas, den engen Gassen, monumentalen Prachtbauten neben Hochhäusern neueren und älteren Datums. Dass die Stadt das Paris Südamerikas genannt wird, erschliesst sich einem sofort. Wochentags herrscht ein geschäftiges Treiben. Hatten wir erwartet, dass man von den Problemen Argentiniens etwas mitbekommen würde, sahen wir zumindest anfänglich und im Umfeld, in dem wir uns meist tummelten, kaum etwas. Natürlich fehlt uns jeglicher Vergleich und das Zentrum von Buenos Aires (abgekürzt BsAs) ist nicht repräsentativ für ganz Argentinien. Dass es auch ganz anders aussehen kann, merkten wir, sobald wir aus dem Zentrum heraus kamen. Immerhin verströmten die paar wenigen Leute, die wir auf die aktuelle Situation angesprochen hatten, Zuversicht. Auch habe sich schon einiges verbessert, seit Milei mit der Kettensäge am Werk ist. Was uns ins Auge gestochen ist, waren die Massen an Geldwechslern, die aber irgendwie keinen Mehrwert boten. Früher sei der Strassenwert des Dollars fast das doppelte des offiziellen, vom Staat festgelegten Preises gewesen. Heute ist der Unterschied fast verschwunden. Dennoch ist Bargeld King: Kreditkartenzahlungen kosten oft mind 10% mehr. In Uruguay bekam man (als Inhaber einer uruguayischen Kreditkarte) bis 30% Reduktion bei Kartenzahlung! Ok, das sind Marketingangebote der Banken, aber der Unterschied ist doch frappant. 
Zu unseren touristischen Aktivitäten gehörte natürlich der Besuch einer Tango-Show. Wir entschieden uns für das El Viejo Almacén. Wow, was für eine Vorstellung!

Aber auch in den Strassen vor Cafés oder im Restaurants gibt es immer wieder kleine Tango- und Gaucho-Vorführungen, auch diese beeindruckend. 

Ein Muss sei der Besuch des Friedhofes im Quartier La Recoleta. Also sind wir da auch hin und haben es nicht bereut, zum ersten Mal im Leben Eintritt in einen Friedhof bezahlt zu haben. Man wird von einem Friedhofsguide durch das verhältnismässig kleine, praktisch nur aus Familiengruften bestehende Areal geführt ind bekommt interessante, amüsante und auch tragische Geschichten von den Granden Argentiniens zu hören. Der Prunk vieler dieser kleinen Paläste lässt erahnen, was für ein immenser Reichtum hier geherrscht haben muss (es soll einmal eine Zeit gegeben haben, da sollen ganze Paläste in Europa abgebaut, dann nach Argentinien verschifft und dort wieder aufgebaut worden sein!). 

Dank eines Freundes von uns, der in seiner Jugend und dann nochmals um die Pandemie herum im BsAs gelebt hatte, hat uns vier Kontakte zu Freunden von ihm gegeben. Zwei davon haben wir getroffen und so einen speziellen Einblick in die Stadt bekommen. Einer war die Einladung von Carlos, einem bekannten Fotografen zum Eröffnungsabend der drei Tage der offenen Ateliers eines Künstlerkollektivs.

Weitere Museumsbesuche, ein besonders schönes Abendessen zum 30. Hochzeitstag, eine Fahrradtour um die Reserva Ecológica hinter dem Hafen, Bummeln durch die Quartiere La Boca, Palermo, Soho, San Telmo und einiges mehr machten den Besuch zu einer intensiven Zeit, vollgepackt mit neuen Eindrücken. Man bräuchte noch deutlich mehr Zeit, um richtig in die Stadt eintauchen zu können. Aber Zugvögel zieht es halt weiter und so lockte uns ein Wetterfenster wieder raus aus der Metropole. 

Wer also mal nach Argentinien reist und kein Stadtmuffel ist, sollte unbedingt genügend Zeit für die Hauptstadt einplanen!

PS: zwei Ausnahmekönner Argentiniens sind natürlich absolut überall präsent. Stellvertretend hier ein Bild von D10S. 

Bild von Klaus Tischhauser
Klaus Tischhauser

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