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Union Island und groesserer Detailbericht

Wir sind wieder weg aus den Cays. Naja, es war schon schoen, aber irgendwie ueberverkauft. Eigentlich nur eine Bucht, in der sich alle treffen und dann ist das Schnorcheln in der starken Stroemung bzw. Brandung recht muehsam. Das Riff wirkt irgendwie zerstoert. Vielleicht wegen eines Sturms? Wir haben damit nicht so viel Erfahrung, aber irgendwie wirkte das nicht gut. Wir sind nun auf Union Island und haben wieder eine nette Ecke erreicht. Hier sind die Leute ploetzlich wieder sehr freundlich, die Preise machen irgendwie Sinn, es gibt auch Angebote fuer die Lokalbevoelkerung. So gefaellt es uns. Alles ist relaxed, die Leute gruessen einen auf der Strasse bzw. sie gruessen sehr freundlich zurueck, wenn man sie zuerst gruesst. Nach Barbados, St. Lucia und Bequia wieder mal ein netter Ort. Allgemein ist die Karibik schon recht unkompliziert. Man wirft einfach seinen Anker in die Bucht und das ist es dann. Zwar wird einem das Angebot gemacht, an einer – kostenpflichtigen – Boje festzumachen. Wer das aber nicht will, wird in Ruhe gelassen. Es ist einfach ok. Wir werden hier sicher bis Montagmorgen bleiben, da das Buero zum Ausklarieren erst dann wieder geoeffnet ist. Wir nutzen die Zeit und machen mal das Unterwasserschiff. Etwas Gruenzeug wegputzen.
So, und nun folgt noch ein laengerer Bericht, an dem wir schon laenger schreiben:
Es ist wieder mal Zeit fuer eine ausfuehrlichere Betrachtung der bisherigen Reise der September. Angefangen haben wir dies schon auf den Kanaren und seither weiter ergaenzt. Es liegen ja mittlerweile doch schon einige Erfahrungen vor, die wir v.a. fuer andere oder zukuenftige Fahrtensegler aufgeschrieben haben. Vieles von dem was folgt, mag daher eher nur interessant sein fuer andere Segler oder solche, die planen, auch auf grosse Tour zu gehen. Das gleich vorweg als Entschuldigung fuer all die anderen, die sich jetzt besser mit etwas anderem beschaeftigen.
Beginnen wir mit dem SCHIFF Wir moegen in der Vergangenheit ja viel ueber Reparaturen und viele Arbeiten am Schiff berichtet haben. Mittlerweile hat sich das aber doch auf ein anstaendiges Mass eingependelt. Vor allem ist nichts Groesseres mehr aufgetreten. Aus den Begegnungen mit anderen Seglern wissen wir mittlerweile, dass wir eher noch auf der guten Seite stehen. Sowohl Besitzer von neuen wie auch alten Yachten haben uns da schon Grauenhaftes erzaehlt. Segelschiffe bereiten einfach viel Arbeit. Kommt hinzu, dass wir insgesamt wenig Zeit fuer die Vorbereitung und das in- und auswendig Kennenlernen der September aufwenden konnten. Viele Leute, die wir treffen, haben mehrere Jahre vorbereitet. Wir sind mit der September rundum zufrieden. Sie hat sich bisher als ausgezeichnetes Reiseschiff erwiesen. Mit ihren 14m Laenge biete sie uns ausreichend Platz zum Leben und Verstauen von allem Noetigen und Unnoetigen. Sie ist durch Laenge und Gewicht aber auch sehr angenehm in etwas raueren Segelbedingungen. Wir haben einige Segler mit 11-12m-Yachten getroffen, die sich ein laengeres Schiff wuenschen. Was wir ausserordentlich schaetzen ist das Mittelcockpit. Es bietet sehr viel Platz und Schutz vor Wind, Sonne, Regen, egal ob wir segeln oder vor Anker liegen. Es ist unser Hauptaufenthaltsort. Auch der sehr grosse und unverstellte Vorschiffsbereich gefaellt uns. Kein Aufbau stoert die Arbeits- oder einfach Liegeflaeche. Man nennt das auch Flushdeck. Zudem ist das Deck positiv gekruemmt, so dass bei starker Schraeglage auf der oberen Seite noch gut gegangen werden kann.
RIGG UND BESEGELUNG Die September verfuegt ueber zwei Vorstagen an denen eine Rollgenua und eine Selbstwendefock angeschlagen sind. Mit dem Kutterstag, an welches wir noch eine Schwerwettterfock oder eine Sturmfock anschlagen koennen, haben wir die Moeglichkeit, das Setzen kleinerer Segel schon vorzubereiten, waehrend andere Segel noch stehen. Fuer uns ein wichtiger Sicherheitsaspekt. Den Blister haben wir erst einmal hochgezogen und das auch nur probehalber vor Anker. Ist aber gut, ihn zu haben, fuer alle Faelle.
MASCHINEN Seit wir in Holland die zusaetzlichen Filter und den Tagestank eingebaut haben, sind unsere Probleme mit den Motoren verschwunden. Mittlerweile erachten wir die Tatsache, dass wir zwei Motoren haben, als angenehm. Es gibt mehr Sicherheit und beim Manoevrieren ergeben sich durch die gegenlaeufigen Radeffekte der Schrauben mehr Moeglichkeiten als mit einer Schraube (z.B. ist Drehen an Ort in beide Richtungen moeglich).
ENERGIE Eigentlich DAS Thema. Fast alles, was man an Bord macht, braucht Energie. Seit die Solarpanele wieder richtig angeschlossen sind, haben wir wieder mehr davon. Aber bei den kurzen Tagen und dem im Winter nicht so hohen Sonnenstand bringt das nicht immer genug. Der Windgenerator bringt erst bei relativ hohen Windgeschwindigkeiten ab ca 15kn etwas. Wenn er aber was bringt, dann richtig ordentlich. Wir haben von Mitseglern Begeisterndes von einem Schleppgenerator gehoert. Es ist wohl die Kombination aus Wind und Sonne, welche am meisten Sinn macht. Wir haben noch 3 mobile Solarpanele an Bord inklusive Laderegler. Mittlerweile haben wir sie im Einsatz und so im Idealfall 330W Kapazitaet. Im Normalfall ergibt das einige Stunden mit ueber 10A Ladung. Ideal ist, wenn die Panele zur Sonne ausgerichtet werden koennen. Das geht bei unseren fix montierten Panelen bisher nicht. Allerdings produzieren wir an guten Tagen mittlerweile so viel Energie, dass wir sogar den Watermaker 15-30 Minuten laufen lassen koennen! Es muss hier wohl gesagt werden, dass insbesondere der Watermaker, auf den wir im uebrigen auch nicht mehr verzichten moechten, so viel Strom zieht, dass er bei nicht so idealen Sonnen- bzw. Windbedingungen nur bei laufender Maschine betrieben werden kann. Zweiter Hauptstromfresser ist natuerlich der Kuehlschrank. Insbesondere in der Karibik bei Aussentemperaturen, die nie unter 27 Grand sinken, muss er viel arbeiten und verbraucht entsprechend Strom. Mangel an Energie hat entscheidende Konsequenzen auf das Bordleben. Gerade bei langen Toerns und in der Jahreszeit mit langen Naechten, ist es ausgesprochen muehsam, wenn man dann noch dauernd im Dunkeln tappen muss, keine Musik hoeren darf und der PC kaum laufen sollte. Dann werden die Naechte noch laenger und das Leben finsterer als in einem Zelt. So sollte es aber nicht sein. Wir haben noch Potenzial durch die Umruestung auf LED-Lampen. Will einer mal ein ordentliches Licht zum Lesen, was wir ja durchaus ueberall haben, dann frisst nur schon das gleich wieder ein Loch in die Batterien.
WATERMAKER Wie gesagt, den moechten wir nicht missen. Auch von anderen Seglern, die das anfaenglich als unnoetig abgetan hatten, hoeren wir immer wieder, dass sie ihre Meinung geandert haben. Geschirr mit Salzwasser und kalt abwaschen, Haare lange nicht waschen etc. sind die Gruende dafuer. Aber eben, der Stromverbrauch ist bei unserem Modell, ein Echotec, der 42 Liter pro Stunde produziert, sehr hoch. 36 Ampere sind einfach unheimlich viel. Wir haben von einem italienischen Modell gehoert, dass 30 Liter pro Stunde produziert und nur 6 Ampere verbraucht! Das wuerden wir uns aus heutiger Sicht genauer ansehen (Marke: Schenker oder so aehnlich). Dennoch: der Echotec laueft sehr gut und scheint aus lauter Industriekomponenten gefertigt zu sein, so dass man auf der ganzen Welt auch Ersatzteile finden sollte.
AUTOPILOT/WINDPILOT Sowohl aus Energieueberlegungen als auch wegen der Notwendigkeit eines Zweitsystems haben wir neben dem beim Kauf schon vorhandenen, sehr guten und starken Raymarine Autohelm 7000 eine Windsteuerungsanlage (Windpilot Pacific) angeschafft. Der Stromverbrauch des Autopiloten ist nicht zu unterschaetzen. Je nach Kurs und Seegang sind das bis zu 10 Ampere und das bei Tag und Nacht. Die Windsteuerungsanlage braucht etwas Einstellungsarbeit und Erfahrung. Dann schlingert sie, je nach Kurs, mehr oder weniger um einen Mittelkurs. Ist aber schon schoen, so ohne Energieverbrauch jemanden am Steuer zu haben, der nie muede wird. Also unbedingt zu empfehlen.
SEEKARTEN Wir haben zwar sehr viele Seekarten an Bord, die wir mit dem Schiff uebernommen haben und haben auch noch zugekauft. Wir setzen sie aber kaum ein, denn da wir auch elektronische Karten weltweit haben, navigieren wir meist mit dem PC. Das bedingt, dass man im Notfall Ersatz hat, daher haben wir zwei Notebooks an Bord auf denen die Software lauffaehig installiert ist. Ueber eine GPS-Maus erhalten wir die aktuelle Position eingespeist, so dass man auf der Karte immer gleich sieht, wo man ist. Als Software verwenden wir MaxSea, wie uebrigens fast alle Fahrtensegler, die wir getroffen haben. Erstaunlicherweise haben wir davon bei der Vorbereitung nie etwas gehoert, erst ganz am Schluss. Die Variante Garmin- oder andere Karten zu kaufen geht bei laengerer Reise dermassen ins Geld, dass das nicht wirklich eine Option ist. MaxSea erlaubt auch, Wetterdaten, die man in Form von Gribfiles per email ueber Kurzwelle jederzeit empfangen kann, gleich ins Programm einlesen und darstellen zu lassen. Trotz allem haben wir aber immer noch Papierkarten dabei. Falls mal nicht, haben wir auch schon die naechsten Streckenabschnitte aus MaxSea heraus ausgedruckt.
KOMMUNIKATION Wir haben neben den ueblichen UKW-Anlagen (1x fix eingebaut und 1x Handfunkgeraet) auch noch ein Kurzwellengeraet mit Pactor-Modem. Dies ermoeglicht auch ohne Internetanschluss das Senden und Empfangen von emails, das aufdatieren des Logbuches und das Empfangen von sog. Gribfiles, welche wichtige Wetterinformationen liefern. In Zukunft duerfte die Moeglichkeit, ueber die selbe Software auch Wetterfaxe zu empfangen noch an Bedeutung gewinnen. Das Zeugs funktioniert sehr zuverlaessig. Wir haben auch ein Satellitentelefon an Bord. Bisher wurde es nicht gebraucht, da wir ja meist im Abdeckungsgebiet von Mobiltelefonie waren. Das wird sich bei den langen Ueberfahrten aber auch aendern. Die September ist mit einem Navtex-Geraet ausgeruestet. In der Ost- und Nordsee ist dies eine sehr hilfreiche Einrichtung zum Empfang von Wetterinformationen und Navigationswarnungen. Aber schon in Spanien, noch mehr in Portugal wurde die Abdeckung schwaecher. Auch auf den Kanaren klappte das nicht immer. Auf den Kapverden selten. Wir haben einen Verstaerker fuer Wireless-LAN an Bord. Ziel des Geraetes waere es, von Bord aus Zugriff auf WiFi-Netze zu haben, die sonst den Gang mit dem Notebook in die Naehe des Senders/Empfaengers noetig machen wuerden. Das hat einige Male geklappt, aber der Knueller war das bisher nicht. Wenn es aber klappt, dann kann es sein, dass man nicht nur von weiter weg eine Verbindung aufbauen kann. Eine bestehende, oft schwache Verbindung kann dadurch staerker werden. Wenn man fuer die Zeit zahlt, dann ist das ganz hilfreich. Angesichts der Tatsache, dass es dort, wo es ein WiFi gibt, auch meist guenstige Internet-Cafes gibt, laesst aber an der Notwendigkeit der Anschaffung zweifeln. Denn entweder braucht man den Zugang nur fuer Mail, dann kann man das ja auch ueber Kurzwelle machen. Oder man will riesige Datenmengen (z.B. Bilder fuer die Website) hochladen. Dann fuehrt auch kaum ein Weg am Internet-Cafe vorbei.
UNTERHALTUNGSELEKTRONIK Wir haben ein Autoradio mit CD-Player, einen iPod, einen Weltempfaenger mit MP3-Player, ein kleines Antennen-TV-Geraet, eine Musiksammlung auf PC, viele CDs und die eingebauten DVD-Player in den PCs zur Verfuegung. In der Praxis hoeren wir viel Radio, ab und zu CDs, sehen nie fern (ausser am Anfang waehrend der Euro08) und hoeren mal ab MP3 oder iPod. Ideal ist es, wenn man iPod oder MP3-Geraet ans Radio anschliessen kann und so alles ueber die Bordlautsprecher hoeren kann (wir haben 12 Stueck!). Praktisch ist auch, dass wir ueber den Weltempfaenger Radiosendungen oder auch Wetterberichte ueber Funk aufnehmen koennen. Bei schlechtem Empfang und/oder fremder, schwer verstaendlicher Sprache ganz nuetzlich. Dann haben wir eigentlich noch einen Satz Walkie-Talkies an Bord. Da ein Akku aber schon bald den Geist aufgegeben hat, und Ersatz bisher nicht zu beschaffen war, koennen wir die Dinger nicht nutzen. Bei unserer Schiffslaenge waere das aber gerade bei Ankermanoevern und im Hafen ganz nuetzlich. Wir haben die ganz kleinen Dinger von Allan, Modell 777. Nachteil eben die nicht handelsueblichen Akkus. Wie schon unter Seekarten erwaehnt, haben wir einen Drucker an Bord, der auch kopieren und scannen kann. Das hat uns schon ein paar mal geholfen, nicht nur mit den Seekarten. Mehrere PC und Drucker ist etwas, was mittlerweile viele Schiffe an Bord haben. ANKER Wir haben mit dem CQR-Anker, der sich an Bord befand, eher schlechte Erfahrungen gemacht. Dass er einmal gebrochen ist, wollen wir nicht dem Typ CQR in die Schuhe schieben. Das lag wohl eher an dem einen Teil, das wir hatten. Dass der CQR sich aber sehr schlecht selber eingraebt und mehrfache Ankermanoever meist noetig sind, sowie die Tatsache, dass er bei sich stark drehendem Wind – und das kommt halt einfach an vielen Orten im Tagesverlauf ganz normal vor – ausbricht hat uns veranlasst, nach einer Alternative Ausschau zu halten. Wir haben uns dann fuer einen Bruce bzw. M-Anker entschieden. Gewuenscht haetten wir uns allerdings einen Buegelanker. Auf den Kanaren, wo wir Ersatz haben wollten, war das aber nicht aufzutreiben. Von anderen Seglern haben wir nur Gutes ueber den Buegelanker und viele Klagen ueber den CQR gehoert. Zudem laesst sich der Buegelanker klapperfrei an Bord befestigen. Der Grund, wieso wir dem Buegelanker den Vorzug gegenueber dem Bruce gegeben haetten ist der, dass sich der Bruce bei bewachsenem Ankergrund nicht so eignet. In Sand haelt er aber ausgezeichnet und auf Anhieb. Zur Kettenlaenge: wir haben 70m. 100m waeren aber wohl auch ok, denn sobald es mal tiefer wird, braucht man das schon. Bisher haben wir zwar die 70m nie ganz ausgefahren. Meist haben 30-40m gereicht. Aber das Maximum braucht man ja in Spezialsituationen und die kommen ja zum Glueck eher selten oder gar nie vor. Noch eine Bemerkung zur Ankerwinch: wir haben eine Lofrans Leopard mit 1200W Leistung bzw. Verbrauch. Da so ein Ding selbst bei laufendem Motor – was ja immer der Fall ist bei Ankermanoevern – viel Strom verbraucht, lassen wir den Anker immer ohne Elektrobetrieb runter und beim Ankerauf-Manoever ziehen wir den Anker bis die Kette kurzstags ist auch von Hand ein. Da wuerden wir uns wuenschen, die Ankerwinsch koennte ueber einen Hebel manuell betrieben werden. Unser Modell laesst nur ein Hochholen ueber die Kurbel ohne Uebersetzung zu. Da langen wir lieber von Hand in die Kette und holen sie hoch. Die Kette verheddert sich beim Hochholen mit der Winsch uebrigens gerne, nicht nur bei uns. Das ist ein allgemeines Uebel und hat mit dem Fallweg der Kette in den Kettenkasten zu tun. Noch ein Wort zum Thema Trippleine mit Ankerboje: wir benutzen sie manchmal, manchmal nicht. Wenn wir vermuten, dass der Ankergrund unrein sein koennte oder bei grosser Tiefe (wenn wir bei Problemen nicht mehr zum Grund tauchen koennten), verwenden wir ihn. Es gibt aber drei Sachen zu beachten: 1. Die Leine sollte nicht zu kurz sein, da der Auftrieb der Ankerboje, falls sie unter Wasser bleibt (auch Gezeiten beachten) sonst die Haltekraft des Ankers schwaecht und die Boje natuerlich von anderen auch nicht gesehen werden kann = Gefahr des Ueberfahrens und Ankerausreissens. 2. In einem Ankerfeld ist es fuer die anderen Ankerlieger, aber auch fuer uns selber, unangenehm, wenn man ueber eine fremde Ankerboje schwojt, die Leine koennte sich ja im Propeller verheddern. Wenns also eng ist, eher keine Ankerboje. 3. Beim Ankeraufmanoever ist es uns schon mehr als einmal passiert, dass die Boje achteraus geschwommen ist, als der Anker schon recht hoch war. Das macht dann nervoes, wenn sich die Schraube dreht, bzw. drehen muss. Das Ding hat aber natuerlich auch Vorteile, weswegen man es ja auch benutzt: kommt der Anker an der Kette nicht hoch, so kann man ihn an der Leine einfacher hochziehen.
FAHRRAEDER Wenn es irgendwie geht, empfehlen wir waermstens Fahrraeder mitzunehmen. Der Bewegungsradius vieler Segler ist extrem klein. Nur schon ein paar Hundert Meter zum Brot kaufen schrecken viele ab. Ein Fahrrad hilft da ungemein. Wir sind mit unseren Bromptons sehr zufrieden. Gewiss, sie sind nicht billig. Aber: da sie extrem klein gefaltet werden koennen, kann man sie immer im Dingi mitnehmen. Und auch wer Angst vor Diebstahl hat: einfach zusammenklappen und ueberall mit reinnehmen. Und Qualitaet insbesondere bei den Bremsen muss schon sein.
BEIBOOT/BANANA-BOOT Wir hatten zwar von Anfang an ein ganz normales Schlauchboot an Bord und haben es immer noch. Aber um das Vorschiff frei zu halten, haben wir uns das faltbare Banana-Boat angeschafft. Wir sind damit sehr zufrieden. Es rudert sich super, bietet sehr viel Platz und kann sogar mit Segeln eingesetzt werden. Einziges Problem fuer uns: der Aussenborder ist zu schwer, so dass er das Boot hinten nach unten drueckt, auch ohne Gas zu geben. Es klappt schon, ist aber nicht ganz ideal. Ein etwas kleinerer Aussenborder waere da besser. Etwas muehsam ist das Anbringen der Befestigungsteile fuer den Aussenborder. Aufbau nur zum Rudern ist einfach. Weiterer Vorteil: ein Banana-Boat wird wohl eher nicht geklaut.
VERHAELTNIS SEGELTAGE ZU LIEGETAGE Bei der Vorbereitung haben wir zwar gelesen, dass das Liegen gegenueber dem Segeln deutlich groesseren Anteil an einer Reise hat, aber nicht so recht glauben koennen. Ohne eine Statistik gefuehrt zu haben oder eine konkrete Angabe zu machen koennen wir dennoch sagen: man segelt meistens nicht. Das Segeln ist die Zeit zwischen dem vor Anker oder in der Marina Liegen – Ausnahme natuerlich die grossen Ueberfahrten. Das sollte man bei vielen Ueberlegungen zu Bootskauf oder Einrichtung und Ausruestung bedenken. Ein Segelboot ist eher ein Ferienhaus als ein Transportmittel.
VERHAELTNIS SEGELN ZU MOTOREN Im Vorfeld haben wir da auch gehoert, dass nicht unerheblich viel unter Maschine gefahren wird. Das koennen wir nicht bestaetigen. Ausser zum ab- und anlegen laufen die Maschinen ganz selten. Manchmal um Strom zu produzieren oder fuer den Watermaker. Im Schnitt kommt man da auf 30-60 Minuten pro Tag. Das hat aber wohl auch mit etwas Windglueck zu tun. Im Gegensatz zu anderen, sind wir nie in eine Flaute oder sonst laengere Windarmut geraten, weder ueber die Biskaya, nach Madeira, zu den Kanaren und Kapverden, noch ueber den Atlantik. Aber bei anderer Routenwahl kann sich das natuerlich anders ergeben. Entsprechend war bisher die Dieseltankkapazitaet fuer uns nicht relevant. Wir haben rund 350 im Haupttank, 40 Liter im Tagestank und 30 bzw. 10 Liter in einem Plastik- bzw. Stahlkanister. Im Notfall wuerde uns das erlauben, zwischen 3 und 5 Tagen non-stop unter Maschine zu laufen.
GELD Auch dazu haben wir im Vorfeld natuerlich viel gelesen und gehoert. Niemand mag sich so richtig festlegen. Und das hat schon seinen Grund, denn in Sachen Geld ist die Bandbreite sehr hoch und haengt sehr stark von den jeweiligen Personen ab. Dass es nach oben kaum ein Limit gibt, ist klar, aber auch nach unten geht schon sehr viel. Das hat aber ganz massgebliche Konsequenzen auf den Lebensstil, den man dann an Bord und allgemein fuehrt. Und das ist wohl das entscheidende: wie stark will oder kann man von einem bestimmten Niveau (meist nach unten) abweichen. Um guenstig zu leben, muss man Folgendes machen: – moeglichst keinen Strom verbrauchen (da das indirekt Diesel kostet – wer mit sehr engem Budget reist hat meist nicht ausreichend Solar- oder Windenergiekapazitaet an Bord) – moeglichst keinen Diesel verbrauchen – nie auswaerts essen und trinken gehen – Supermaerkte meiden und vieles selber herstellen – auf lokalen Maerkten Grundnahrungsmittel kaufen – wenig Fleisch, Fisch (ausser man faengt ihn selber, dabei ist eine Harbune in Kuestennaehe von Vorteil!) und Alkohol – moeglichst kein Wasser kaufen, auch kein Mineralwasser – also Regenwasser sammeln (Watermaker ist kaum an Bord) – keine Landausfluege – Aussenborder sparsam oder gar nicht einsetzen – alle Reparaturarbeiten selber ausfuehren – wenig Telekommunikation (Telefon, email) – Seekarten von anderen kopieren statt selber kaufen – keine Versicherungen (eine Atlantikueberquerung in eine Richtung kostet z.B. alleine schon CHF 500)
Wer das alles minimiert, kommt mir sehr, sehr wenig Geld durch. ABER: es ist offensichtlich, dass das je nach Auspraegung starken Einfluss auf das gesamte Leben hat. Wir haben ein paar Leute getroffen, die all die obigen Faktoren mehr oder weniger stark minimiert bzw. maximiert haben. Das Resultat ist bei gegebenem Gesamtbudget einfach eine laengere Reisedauer. Fuer uns gehoeren aber einige der oben erwaehnten Sachen einfach dazu. Ueberall essen zu gehen, von den Haendlern, die ans Schiff kommen, Waren abzukaufen, auch wenn sie im Supermarkt oder auf dem offenen Markt billiger waeren, (z.T. teure) Landausfluege, Seekarten und Revierfuehrer kaufen etc., etc. Die Kosten teilen sich naturgemaess auf in 1. Schiffsunterhalt, 2. Grundversorgung, 3. Offizielles und 4. Diverses (Landausfluege etc.). Schiffsunterhalt ist bei den meisten ein gewichtiger Block, denn jeder Besuch bei einem Chandler (Schiffsausruester) geht gleich ins Geld, jeder Ersatz von etwas Groesserem wird gleich substanziell. Daher sollte da erstens etwas separat ins Budget aufgenommen werden und zweitens eine Reserve angelegt werden. Wer hier zuviel spart, verursacht evtl. spaeter hoehere, unaufschiebbare Kosten. Ab und zu ein Besuch beim Segelmacher ist kaum vermeidbar, die Segel sind hohem Verschleiss ausgesetzt. Die Grundversorgung ist auch nicht ohne. Drei Mahlzeiten pro Tag kosten vielerorts aehnlich viel wie zu Hause (wenn man auf vernuenftiges Oel, Essig, salzlose Butter, Joghurt, Konfitueren, Kaese, mal ein Bierchen oder einen Schluck Wein etc. nicht verzichten moechte). Das Preisniveau von Ort zu Ort schwank nach unserer Erfahrung sehr, sehr stark. Offzielles: Ein- und Ausklarieren, unumgaengliche Mooringgebuehren etc. fallen ab und zu an. Diverses: Mal ein Auto mieten, eine Busfahrt machen, eine Inlandreise mit Uebernachtung, ein Eintritt fuer eine besondere Attraktion, ein Reisefuehrer, allgemeine Unterhaltungsliteratur etc. Wir haben ein Tagesbudget von rund 40 Euro (Reserven, Versicherungen (Schiff, Krankheit, Unfall) etc. kommen da noch dazu), nehmen das kalkulatorisch aber nicht ganz so genau, da die Kosten fuer den Aufbau des gesamten, viele Wochen ausreichenden Schiffsvorrates frueh, der Verzehr aber spaeter anfallt. Selbiges gilt fuer Diesel etc. Dieser Wert ist einer, den wir auch bei anderen angetroffen haben, juengeren und aelteren Reisenden. Wer an allem spart, kommt mit viel weniger aus. Man sollte sich aber vor Reiseantritt moeglichst keinen Illusionen hingeben. Sonst kann es einem vielleicht so ergehen, wie der franzoesischen Familie, von der wir gehoert haben: da hat das Reisebudget die Route diktiert und sie Kurs auf Afrika nehmen lassen, in der Hoffnung, dass dort das magere Budget reiche. Das ist dann wohl nicht ganz das Stueck Freiheit, dass sich viele Segler erhoffen, sondern eher ein schwimmendes Gefaengnis.
DIES UND DAS Buecher: Noch zu erwaehnen ist, dass wir sehr viel lesen und daher Buecher eine wichtige Rolle spielen. Was sich bewaehrt hat, ist anderen Seglern einen Buechertausch anzubieten. Sie sind auch meist froh darum. In vielen Shops, wo Segler ein- und ausgehen koennten, aber auch in aermeren Gegenden allgemein, findet man zudem second hand-Buecher oder auch Buechertausch. Hoerbuecher sind uebrigens auch eine gute Idee und nehmen nicht so viel Platz weg. Manuale: Man behalte alle Mauale von allem, was man so an Bord hat, auf. Es ist unmoeglich, alles zu behalten, was man auf so einem Schiff wissen muesste. Ersatzteile: man kann gar nicht genug davon haben. Dazu gehoeren auch einfach alle Groessen und Arten von Schrauben, Muttern, Unterlegscheiben, Holzteile, Metallteile, und Segelkrimskrams wie Schaekel etc. Auch Elektromaterial. Werkzeug und Maschinen: wenns geht nur beste Qualitaet. Das kleinere Haushaltszeugs nuetzt im Ernstfall nicht viel, bzw. haelt einfach nicht lange genug.
So, dass sind einige unserer Erfahrungen bisher. Wer spezifische Fragen hat, kann sich natuerlich direkt an uns wenden, am besten ueber die bekannte email-Adresse oder ueber das Logbuch.
Union Island, im Januar 2009 SY September

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Klaus Tischhauser
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