Seit heute um 15.30 Uhr sind wir zum zweiten Mal unterwegs nach Ushuaia bzw Isla de los Estados, kurz davor. Das Wetterfenster scheint günstig, hoffentlich bleibt es so. Gut 400sm liegen vor uns.
An Puerto Deseado hat uns vor allem der Ankerplatz gefallen. Zwar etwas speziell, fast mitten im Fluss, der je nach Gezeit mit bis zu 4 Knoten in die eine oder dann eben in die andere Richtung zieht. Aber was uns daran gefiel, waren all die Tiere in unmittelbarer Nähe. Durch den Gezeitenstrom werden offenbar viele Fische oder andere Nahrung angespült, was sehr punktuell zu einer grossen Ansammlung an diversen Vögeln und Pinguinen (die ja eigentlich auch als Vögel gelten), die sich dann alle über das Futter hermachen.


Ohne diese Festschmäuse tauchen einfach dauernd Pinguine neben dem Schiff kurz auf und fischen dann weiter. Oder beim Schiff für die Weiterfahrt vorbereiten schwimmen dauernd Delphine ums Schiff und zwar so nah, dass man denkt, sie müssten es fast berühren. Diese Begegnungen in freier Natur während man selber beschäftigt ist bereiten einfach so viel Freude, dass es hier evtl zu oft erwähnt wird. Aber es ist halt einfach so.
Interessante Begegnungen sind auch immer die auf dem Amt, also hier bei der Prefectura Naval. Bei der Ankunft schickten sie netterweise ein Boot, das uns zeigen sollte, wo wir am besten ankern. Von dem Vorschlag waren wir aber wenig angetan, so dass wir den zuvor auf der Seekarte identifizierten Ankerort ansteuerten. Der gute Mann gestikulierte wild und deutete an, dass etwas nicht so gut sei. Auch schien er sich mit seinem Boot nicht mehr in unsere Nähe zu trauen. Schliesslich fuhren wir nicht ganz an unseren Wunschort, denn die Locals haben ja wohl schon Lokalkenntnisse. Oder auch nicht. Denn ohne seine – nett gemeinte – Intervention wäre der Anker nicht so weit im Fluss und somit in der zT starken Strömung gefallen, sondern näher am Ufer mit weniger Strömung. Im Büro selber war der Empfang etwas seltsam. Der Empfangstresen war nicht besetzt. Dafür wurde die Glastür zum dahinter liegenden Büro geschlossen als man uns erspähte. Also setzten wir uns in Erwartung eines Zeichens der Kenntnisnahme unserer Präsenz. Als es so ein Zeichen von den vielen vorbeilaufenden Angestellten längere Zeit nicht gab, fragten wir mal scheu, was wir tun müssten, um uns anzumelden. Da wurde uns gesagt, sie seien längst daran, alles für uns vorzubereiten und wir sollten warten. Das Resultat der Vorbereitung war dann die Vorlage des üblichen Formulars, das wir ja schon mit den fixen Informationen vorausgefüllt vielfach kopiert hatten und bisher freudig verwendet wurde. Als der sehr junge Mann in Uniform (die Prefectura gehört zum Militär) sah, dass unsere Formulare einseitig waren während er es doppelseitig hatte, beschied er uns, wir müssten sein Formular verwenden, in doppelter Ausführung natürlich. Ein veraltetes, vergrössert kopiertes Formular, so dass Teile davon fehlten! Aber man sollte sich lieber nicht mit den Behörden hier anlegen, also kuschten wir. Heute dann, beim neuerlichen Besuch (für die Abreise) aber mit einem anderen, etwas weniger ganz jungen Beamten, versuchten wir erneut unsere Vordrucke unter die Leute zu bringen. Und siehe da! Es klappte! Allerdings legte er nochmals zwei zusätzliche Formulare in doppelter Ausführung vor, die wir gestern schon ausgefüllt hatten. Mit dem einen bestätigen wir, wie bisher an jeder anderen Stelle auch, dass wir die Malvinas, also die Falklandinseln, nicht anlaufen werden. Wahrscheinlich, damit wir nicht merken, dass dort keiner Spanisch spricht, links gefahren wird und die Leute ins Pub gehen.
Der Ort selber ist ok für einen Tag. Aber die Vorstellung, dass Segelbekannte von uns, die vor einem Jahr hier vorbeigesegelt waren und wegen eines Ruderschadens nach Puerto Deseado geschleppt wurden, hier mehrere Monate verbrachten, ist schon hart. Es ist zwar nicht das Ende der Welt, aber weit ist es nicht mehr. Und das, obwohl der Ort gleich weit vom Äquator entfernt ist wie Zürich!






