Der Hafer hat uns am ersten Stopp dann doch noch gestochen. Da es ja bis nach 22 Uhr hell ist, entschieden wir uns, bei weniger Wind noch etwas weiter zu segeln. Das klappte einige Zeit auch ganz gut, bis wir dann bei zu wenig Wind die Segel strichen und nach dem Kreuzen gegen den Wind direkten Kurs auf die Caleta Burshem legten. Die kleine Landzunge davor bietet hervorragenden Schutz vor allfälligem Schwell aus dem Kanal. 

Wir diskutieren, ob wir um 4 Uhr früh weiter wollen, entscheiden uns aber aufgrund der Restmüdigkeit von Weihnachten und weil ja eben noch Weihnachten ist dagegen. Es liegt uns immer noch im Ohr, was uns ein befreundeter Segler, der schon öfters in der Gegend war, empfahl: die lokalen Segler würden frühmorgens lossegeln, da es dann meist noch weniger Wind hat. Und so lichteten wir den Anker um 8 Uhr, was sich aber schon bald als (zu) spät erwies. Der Wind legte nach anfänglich gutem Kreuzen bei wenig Welle schnell auf über 20, dann 30 Knoten zu. Die Wellen wurden auch grösser und bremsten die Fahrt etwas. Dennoch kreuzten wir noch ein wenig weiter, drittes Reff im Gross und Fock leicht eingerollt.

Zwei Meilen vor dem Ziel war dann genug, der Wind hatte nochmals Luft geholt, jetzt war es vorbei mit Diesel sparen.  Bei starkem Wind bogen wir durch die enge Einfahrt in die Caleta Santa Rosa. Nach dem ersten Ankerversuch waren wir etwas gar nah an Land und setzten den Anker wirklich dort, wo es die ‚Bibel‘ (DAS Guide Book für Patagonien bzw von Mar del Plata bis Valdivia, das jeder Segler hier hat) vorschlug. Das Wetter hier wechselt innerhalb von Minuten von Sonnenschein

zu Schneegestöber,

der Wind ist für die nächsten 24 Stunden sehr stark angesagt und erreichte in unserer Bucht 40 Knoten. Ab 25 Knoten ist es einem irgendwie schon zuviel, weil man – trotz Ankersegel – immer etwas Bewegung im Boot hat, die Ankerkette bzw die Ankerkralle Geräusche verursacht, welche die Kräfte, die da am Werk sind, wiedergeben und der Wind im Rigg heult. Der Ankergrund ist zum Glück gut, wir scheinen sehr fest im Grund zu halten. 

Hinter uns liegt die Estancia Santa Rosa, die älteste der Gegend. Sie scheint noch bewohnt, ein paar Kühe treiben sich zwischen den Bäumen herum, die sich den vorherrschenden Bedingungen gefügt haben und alle permanent nach Osten schauen. Im Norden sehen wir Ushuaia und dahinter die weiss gepuderten Berge. 

Nachts liegen die Temperaturen so um die drei Grad, tagsüber leicht höher. Im Schiff beginnt der Tag bei knapp unter 10 Grad und steigt dann ab und zu unter gütiger Mithilfe der Heizung auf 16-18 Grad. Wir haben die ‚Onesies‘ rausgeholt, was recht angenehm ist.

Vom Schiff sind wir noch nicht gegangen. Zu wenig einladend ist es draussen. Aber für die nächsten Tage haben wir das auf der anderen Seite des Beagle fest eingeplant. 

Bild von Klaus Tischhauser
Klaus Tischhauser

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