Etwas windarm verliessen wir Ushuaia am 23.12. und mussten sogar die Maschine anschmeissen. Aber wie das hier wohl so ist, setzte dann doch plötzlich Wind in über 20 Knoten Stärke ein. In Puerto Williams erwarteten uns schon Audrey und André von der Audrey (ja, das Schiff heisst wie die Frau). Sie hatten uns tags zuvor mitgeteilt, dass es noch viel Platz in der ‚Marina‘ gäbe. Als wir ankamen, war das etwas anders, wir legten uns als fünftes Boot ins Päckchen; innerhalb der letzten Stunden waren zahlreiche Schiffe eingetroffen.
Der Kern der Marina ist ein altes Militärschiff – die Micalvi -, das da, leicht zur Seite geneigt, auf Grund liegt. Rund um die Micalvi liegen Schiffe im Päckchen. Es gibt Strom und Wasser, Toilette und Dusche, die aber anscheinend in recht schlechtem Zustand seien.

Natürlich ist der Club de Yates Micalvi der südlichste der Welt und sicher auch einer der spezielleren. Bezahlen muss man nicht, wohl aus Angst, damit auch für allfällige Probleme haftbar zu sein.
Die Behördengänge waren einfach. Da wir uns entschlossen hatten, am nächsten Tag gleich zu starten, bekamen wir mit der Einreise auch noch das sogenannte Zarpe für die Weiterreise dazu. Dann nochmals Einkauf im grössten Supermarkt hier. Dessen Erscheinungsbild lässt schon ein wenig auf das vorherrschende Klima hier schliessen. In den erstaunlich grossen Innenraum gelangt man durch eine Schiebetür. Die kann der Wind nicht aufdrücken.

Wir kauften Sachen für den Abend ein, da eine gemeinsame Seglerweihnachtsfeier angesagt war. Um 16 Uhr sollte der Grill angeworfen werden, damit man dann ein paar Stunden später eine schöne Glut habe. Wie üblich bei solchen Anlässen bringen alle für alle was mit. Die Kohle zum Grillen war zwar bereit, aber der Grill selber liess dann doch ein paar Stunden auf sich warten. Aber bei Tageslicht bis 22 Uhr oder länger ist das nicht so schlimm. Ab 18 Uhr kam dann doch mal auch grilllos Stimmung auf, immer mehr Segler krochen aus ihren schwimmenden Heimen. Franzosen, Holländer, Engländer, Amerikaner, Italiener, Chilenen, Rumänen, Deutsche und Schweizer sassen unter mitgebrachten Lichterketten und bei Weihnachtsmusik zusammen und erzählten Seemannsgarn. Echt nett. Einige ‚Celebrities‘ waren auch dabei: der erste Rumäne, der die Welt einhand umsegelte (und vorher mit einem Boot aus Causescu-Rumänien geflohen war); der Vater von Laura Dekker; der Deutsche Hartmut, der sich nicht nur als sechstes Boot noch neben uns gelegt hatte, sondern mit seiner 25-Fuss ‚Anneke‘ u.a. von Brasilien nonstop und alleine nach South Georgia gesegelt war.

Da wir morgens um 8 Uhr schon wieder los mussten (unsere inneren Nachbarn wollten dann los, im Päckchen muss man sich dann ebenfalls bewegen) verliessen wir die Feier auf dem Höhepunkt. Aber genug angesäuselt, dass der Wecker um 6 Uhr schon sehr ungelegen kam.
Der Grund für unsere schnelle Weiterreise war der Wind. Wir erwarteten wenig davon, so dass wir evtl zurück Richtung Ushuaia würden kreuzen können. Das machten wir heute dann auch, aber bei 25 Knoten Wind gegenan machte nicht so viel Spass. Hauptsächlich unserer Köpfe wegen, sonst wäre es ganz ok gewesen. So warfen wir nach 11sm kreuzen den Anker und assen erstmal unser Frühstück in der Caleta Silva – nur 3.5sm Luftlinie von unseren Seglerfreunden von gestern Abend entfernt!Ein langsamer bzw kurzer Start in die chilenischen Kanäle Patagoniens, aber ein Start ist es.

Blick auf die Anneke, jetzt am neuen Nachbarn.



