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Ich bin’s mal wieder, die Seppi!

Liebe Verfolger des Blogs der September-Crew, ich wende mich wieder einmal direkt an Euch. Es ist sehr lange her, seit ich das zuletzt gemacht habe, aber jetzt mach ich es wieder einmal, denn, stellt Euch vor, ich habe – zum allerersten Mal in meinem ueber dreissigjaehrigen Dasein – einen Brief erhalten, ja, ich, die staehlerne Seppi. Ich kenne die meisten von Euch ja gar nicht, gut ein paar waren schon ein oder mehrere Male an Bord, aber die Absender des Briefes – ich lasse ihre Namen jetzt hier mal aus Diskretionsueberlegungen weg – kenne ich persoenlich nicht. Ich habe nur gesehen, dass sie sich sehr fuer das Geschehen hier an Bord interessieren und nun auch fuer mich. Ich bin noch ganz geruehrt.
Ich habe mich so lange nicht mehr gemeldet, weil ich in letzter Zeit eigentlich ganz zufrieden war mit den beiden. Sie waren immer auf dem Schiff, haben mich viel bewegt und im Vergleich zu frueher recht wenige Boecke geschossen. Ich glaube, ich meldete mich mal, als sie auf Grund gelaufen waren? Wie auch immer.
Hier also erst mal der Brief, auf den ich dann weiter unten eingehen moechte. Ich dachte, das interessiert vielleicht Euch alle, daher der Weg ueber den Blog.

„Hallo Seppi,

heute schreib ich mal Dir als Protagonist in dem Film. Du trägst doch massgeblichen Anteil an der sicheren Überquerung der Weltmeere
und bringst Deine Crew immer wieder sicher und unfallfrei von A nach B. Zur Zeit ist ja Dein Körper ziemlich geschunden und von allem
mögliche Zeugs überwachsen. Ich bin sicher, dass deine Crew alsbald dafür sorgen wird, dass Du von Deinem unerwünschten Bewuchs
befreit wirst. Auch wirst Du bald eine Ruhepause bekommen und kannst wieder vor Dich hin schaukeln. Dann wird Dein Bauch wieder mit allem Gutem und Notwendigem gefüllt.

Bei uns ist alles gut und alle erfreuen sich bester Gesundheit. Der Sommer hat Einzug gehalten und wir springen nach der Arbeit in den Pool.

Wir wünschen Dir ein Gutes ankommen und eine wohlverdiente Ruhepause. Wir kennen Hawaii ja nur vom TV, Büchern, usw, aber ich denke,
du kannst Dich mit Deiner Crew auf eine wunderschöne Zeit mit atemberaubenden Momenten freuen. Natürlich wird Deine Bewegungsfreiheit,
im Gegensatz zu Deinen Passagieren, eingeschränkt sein. Aber ich denke Du wirst dennoch in den Genuss kommen, wenn Du fröhliche Passagiere Dein Eigen nennen kannst ?

lg
m & r“

Es ist schoen, dass Ihr meine sicheren Dienste so wuerdigt, denn ich bin schon ein bisschen stolz auf meine Robustheit – sie ist ja der Aesthetik oder der Geschwindigkeit nicht gerade zutraeglich. Ueber den Bewuchs am Bauch aergere ich mich auch. Als Vorbereitung auf Galapagos – hei, habe ich mich darauf gefreut – hatte der Skipper ja gar mit der Zahnbuerste fuer einen so sauberen Rumpf wie noch nie gesorgt. Und jetzt das. Aber so wie ich die beiden verstanden habe, planen sie noch einen Stopp ein, wahrscheinlich aber auf hoher See wegen der Behoerden, mit denen in dem Land nicht zu spassen sei. Sonst muss ich sagen, freue mich mich – im Gegensatz zur Crew – ueber jeden Tag auf See mit Bewegung. Einfach mal alles, was man drauf hat, zu nutzen, ist halt schon was anderes, als nur lau rumzuhaengen. Vor allem Marinas, sind diesbezueglich muehsam; eingequetscht zwischen andere Boote oder Holz- und Betonwaenden, festgebunden und dann noch umgeben von nicht so koscherem (Ab-)Wasser, das ist nicht so mein Ding. Gegen den Bewuchs habe ich da gar keine Chance, ganz schlimm. Aber das mit dem Zeigen, was man drauf haut, war auf dieser Ueberfahrt ja nicht so angesagt. Die zwei haben recht gute Bedingungen erwischt, das Kutterstag wurde nicht mal gesetzt und somit natuerlich weder Schwerwetter- noch Sturmfock jemals benutzt. Letztere haben die ja noch nie aufgezogen. Ich weiss gar nicht wieso. So ein gepflegtes Sturmsegeln wuerde ich schon mal gerne haben, fuer irgend etwas bin ich doch so robust gebaut. Aber die Hoffnung auf das Sturmsegel habe ich ehrlich gesagt aufgegeben, selbst Schwerwetterfock, ist ueber 10 Jahre her, dass ich die mal wieder tragen durfte. Leider ist ja mein Blister wieder mal runtergekommen. Sie machen da einfach immer wieder was falsch, ich kann dann gar nicht anders, als irgendwann einfach loslassen. Fuer Hawaii, so habe ich gehoert, planen sie ein paar Anschaffungen fuer mich. Gerade heute haben sie mir das Positionslicht zum x-ten Mal geflickt, aber da muss Ersatz her, ich habe das Teil schon Jahrzehnte und will nachts gesehen werden, das ist doch das Mindeste. Obwohl, im Moment hilft das evtl. gar nicht. Die haben anscheinend gelesen, dass in der Gegend, in der ich sie die naechste Nacht rumschippere – Big Island heisst das – Container verloren gegangen sind. Da hilft dann das beste Licht nichts, wenn so einer statt abzusaufen rumschwimmt. Mir brummt jetzt schon der Bug, wenn ich an ein Treffen mit so einem anderen Stahlteil denke. Aber gut, eine Beule mehr. Dann habe ich noch was anderes gehoert. Die zwei scheinen Kontakt zu den Leuten am naechsten Hafen zu haben und wollen da was mit Quarantaene oder so machen. Kenne ich nicht, aber ich habe sie gerade eben jubeln gehoert, weil ihnen ein Herr Underwood (die scheinen den zu kennen, habe was mit House of Cards zu tun) eine Nachricht schrieb und mitteilte, dass sie das Q-Dings da nicht machen muessten, weil sie schon so lange auf See seien. Ist ja gut, wenn sie happy sind. Auf Ueberfahrten sind sie nicht immer so gut geniessbar. Diesmal fand ich aber, haben sie sich recht gut gehalten, trotz der langen Distanz. Wie gesagt, ich liebe das, waere gerne auch noch ein wenig laenger unterwegs und schneller. Aber sie haben ja den Diesel gar nicht richtig verfahren und Wasser fuellen sie auch immer nach. Mit dem Gewicht wird man automatisch auch ein wenig langsamer. Das scheint sie aber nicht zu interessieren. Bin nun mal gespannt, wie sie das am naechsten Ort hinbekommen. Soll anscheinend wieder mal in eine Marina gehen. Ob die das Manoevrieren in den engen Gassen noch richtig drauf haben? Das letzte Mal liegt ja schon viele Monate zurueck, das war doch noch vor dem Kanal mit den Schleusen, in dem sie ja noch gegen eine Boje gescheppert sind. Sooo peinlich. Habe nur gehoert, sie meinten, dass sie gar nicht so Schuld seien, aber hey, wer ist hier der Kapitaen?
Also, das war’s wieder mal von mir. Bald geht’s bald ‚an die Kette‘ fuer mich, aber dafuer geniesse ich dann die Pflege und evtl. liegt ja eine nette Yacht neben mir (jung und aus Plastik, vielleicht Franzoesin, waere mein Traum)?

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Klaus Tischhauser

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