Wir sind wieder alleine – nach drei gemeinsamen Ferienwochen mit unseren Freunden Nicole und Renato. Bis vor Rio hatten Tiere und Landschaft die Reise geprägt. Rio war dann natürlich etwas anders gelagert. Danach folgte eine wiederum gänzlich andere Phase, zumindest für einen Teil der Gruppe, denn es ging auf die Iraila! Der Skipper verliess Rio einen Tag früher als der Rest; es standen noch ein paar Vorbereitungsarbeiten an und der ganze Dreck, der sich auf Deck angesammelt hatte, musste auch weg. Einige Vögel hatten da wieder einmal ganze Arbeit geleistet. 
Gleich nach Ankunft der Rest-Crew verliessen wir die Boje in Angra dos Reis, um vor der Ilha da Gipóia einen ersten schönen Abend auf dem Schiff vor schöner Kulisse zu geniessen. Am nächsten Tag stellten wir fest, dass wir uns aus Angra dos Reis und dem Bundesstaat Rio de Janeiro bei den Behörden gar nicht abgemeldet hatten. Daher legten wir auf dem Weg zur Ilha Grande nochmals einen Zwischenstopp vor Angra ein und statteten der Policía Federal und der Capitanía nochmals einen Besuch ab. Wie immer lief das gut und freundlich ab. Nun waren wir mit den korrekten Papieren ausgerüstet. 
Rüber zur Ilha Grande begegneten uns kurz Delphine – perfektes Timing für die Gäste! In der Nähe des Touristenmagnets Lagoa Azul warfen wir Anker und pilgerten gleich zum Restaurante Freguesia. Lecker! Im Anschluss kleiner Dschungelspaziergang. 
Da es das Wetter nicht mehr ganz so gut mit uns meinte wie noch auf den Reiseetappen zuvor, liessen wir die Lagoa Azul am nächsten Tag links also an backbord liegen und fuhren um die Ecke in die Saco do Séu-Bucht. Ziel wiederum eine Verpflegungsstätte, diesmal eine schwimmende in Form des Restaurante Flutuante da Felicidade.

Es gesellten sich noch Brigitte und Hans von der Rosy Jane zu uns. Sie lagen schon in der Bucht vor Anker. Unser Ziel für die Nacht war wieder die Bucht Abrazinho, gleich neben dem Hauptort Abraao. Der Gang von Bord wurde uns vom Regen verunmöglicht, es goss wie aus Kübeln. Dank der angenehmen Temperaturen war das aber eher ein Erlebnis als eine Einschränkung. 
Der Ausflug nach Abraao gelang dann am nächsten Tag bei ordentlichem Wetter und mittels Boots-Taxi.

Auf brasilianischen Food verzichteten wir für einmal. Nicole hatte Ihre spezielle Bolognese in Aussicht gestellt! Also ging es zurück aufs Schiff und gleich Anker auf. 

Die Co-Skipperin hatte in einem Anflug von Meuterei den ursprünglichen Plan des Skippers erst ganz in Frage gestellt, dann aber – einsichtig – doch nur leicht modifiziert. Und zwar indem wir südlich um die Insel fahren sollten. Auch in der Hoffnung, endlich zumindest ein kleinwenig Wind zu erheischen; bisher war die Iraila für unsere Gäste nämlich ein reines Motorschiff. 
Nun, das misslang, auch an einen der schönsten Strände der Ilha Grande, die Praia de Lopes Mendes, motorten wir. Dort hatten wir dann den kilometerlangen Strand abends, nachts und am Morgen ganz für uns alleine. Natur pur. Und die feinen Spaghetti Bolognese von Nicole dazu. 

Die herrliche Umgebung lockte natürlich zum Bade, die 23 Grad Wassertemperatur auch. Am Morgen folgte ein gemeinsamer Spaziergang am Strand. Die Iraila-Crew nutzte die Gelegenheit gleich, um den Gästen zu zeigen, wie man auch bei nur sehr leichter Brandung mit einem Dinghy sehr schnell nass werden kann. Bei der Rückkehr stiegen gleich alle direkt ins Wasser und schwammen lieber zurück aufs Schiff oder liessen sich entspannt ziehen. 
Der Weg über die Südküste führte uns in den Schwell des Atlantiks und kabbelige See, die das Vorankommen – natürlich unter Motor – nicht sehr angenehm machte. Wir entschlossen uns daher, in der Praia dos Meros ganz im Südwesten der Insel, Schutz zu suchen. Der Ort war denn auch sehr idyllisch. Mangels Infrastruktur verpflegten wir uns erneut an Bord. 
Hatten wir unseren Freunden bisher noch wenig vom etwas anderen, mitunter auch raueren Segelalltag zeigen können, sollte sich das nun doch noch – unerwarteterweise – ändern. In der Nacht hatte der Wind prognosetreu etwas aufgefrischt und auf Nord gedreht, wir waren weiterhin gut geschützt. Aber von den umliegenden Hügeln fielen doch ein paar Fallböen ein und es pfiff in der Takelage. Der nächtliche Check der Wetterprognose und des Ankers ergaben nichts Besonderes. 
Morgens um 06.00 klopfte Nicole dann aber an die Tür des Eignerpaares, da ein Alarm zu hören war. ‚Dank‘ der geschlossenen Türe (Gäste-Modus) hörten wir den Ankeralarm gar nicht. Wir hören ihn ja auch bei offener Tür kaum (er ist einer der leisesten Alarme an Bord :-(). Wir waren zwar auch schon wach (es war ja laut draussen und das Boot hatte viel Bewegung), aber wir fühlten uns dennoch sicher. Die Analyse draussen ergab allerdings, dass der Wind nun voll in die Bucht gedreht hatte und mit bis zu 40 Knoten blies. Das baute schon eine ordentliche Welle auf, so dass es gleich mit Rock‘n‘roll losging. Aus dem Schutz der Bucht wurde eine Falle. 

So erfolgte ein Blitzstart in Unterhosen. 

Der Blick auf die Anzeigen zeigte eine Bootsgeschwindigkeit von fast 2 Knoten,

der Anker hielt nicht und wir trieben auf den Strand zu! Daher gleich Motor an, um das zu vermeiden. Nach ein paar Augenblicken und etwas eingehenderer Analyse stellte sich heraus, dass der Anker doch hielt und die Bootsgeschwindigkeit die Hin- und Herbewegung am Anker war. Schon mal gut. 
Da wir ab dem Abend starken Wind aus der aktuellen Richtung erwarteten, aber vorher und schon bald sich unser aktueller Wind drehen und abschwächen sollte, diskutierten wir, ob wir bleiben oder besseren Schutz suchen sollten. Der Risk Officer setzte sich durch. So bereiteten wir die Segel zum Segeln vor (ja, endlich Wind!) und gingen Anker auf. Bald segelten wir tatsächlich mit kleiner Besegelung. Und nach kurzer Zeit war das dann tatsächlich schon zu wenig Segelfläche. Die alteingesessene Crew nutzte das, um den Gästen wieder einmal zu zeigen, wie schnell man sonst eingespielte Abläufe komplett vergessen kann, wenn man ein paar Wochen vom Schiff weg ist. Kurz: wir haben uns bei der Refferei saudumm angestellt. 
Schliesslich musste wieder der Motor ran! Die Prognose war korrekt: Wind dreht und wird schwach. Allerdings frischte er wieder auf, so dass wir noch ein paar herrliche, richtige Segelstunden hinlegen konnten, bis ganz ans Ziel in Paraty! Zur Abrundung dann noch zwei Nächte im Hafen mit Besuch einer der schönsten Orte Brasiliens.

Hier konnten wir in ansprechendem Ambiente schliesslich auch den Geburtstag der Skipperin feiern. 

Während die angesagte Kaltfront mit starken Winden vorüberzog, bereitete sich die Crew gut geschützt im Hafen liegend auf den letzten Teil der gemeinsamen Reise vor, die Riesenstadt Sao Paulo. 
Nach drei Tagen und Nächten mit vielen interessanten Eindrücken in der Grossstadt, trennten sich unsere Wege wieder. Schön war‘s mit Euch, Nicole und Renato! Hinter uns liegen drei äusserst vielfältige, eindrückliche und interessante Wochen. Brasilien bleibt weiterhin eines unserer Lieblingsländer. Nicht zuletzt auch, sozusagen als Bonus – und das wurde hier kaum erwähnt – weil die Brasilianer in aller Regel einfach unheimlich nette, liebenswerte Menschen sind. 

Bild von Klaus Tischhauser
Klaus Tischhauser

3 Antworten

  1. Danke Euch tausend für die unglaublichen drei Wochen, liebe Elgard und lieber Klaus. Grosses Kino 💕 Beijos Nicole

  2. Ihr Lieben, tausend Dank für die tollen Berichte. Sie lesen sich ja fast wie ein Krimi. Ich wünsche Euch nun ein paar Tage tolles Segelwetter zur Erholung!

  3. Ein riesiges Dankeschön auch von meiner Seite. Schneide gerade den Ferienfilm, damit wir auch noch in zwei Jahren wissen, wo wir waren… 🙂 Herzlich Renato

Schreibe einen Kommentar zu Nicole Vögeli Galli Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Letzte Beiträge
Letzte Position

Unser neues Schiff:

Willkommen an Bord der Iraila!