Wie ist denn nun Uruguay so?

Wir liegen immer noch und wohl auch für einige weitere Zeit in Piriápolis. Bei Ankunft waren wir auf der Warteliste fürs Auswassern auf Position 12 und die vage Zeitangabe für einen Termin 14 Tage bis ein Monat. Das mussten wir erst verdauen. Irgendwie dachten wir schon, dass da Platz und Kapazität wäre.

Wir haben uns aber recht gut damit abgefunden. Das liegt unter Anderem daran, dass das Wetter sehr angenehm wurde. Wind normal, viel Sonne, Temperaturen gut. Zudem hat es ein paar Patagoniensegler hier, so dass man zwischen den Arbeiten auch mal einen Schwatz halten kann oder einander gegenseitig besucht.
Wir waren schon an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in der Hauptstadt Montevideo. Einmal um das Grosssegel zum Segelmacher zu bringen. Dann das ganze Sicherheitsequipment (Rettungsinsel, Schwimmwesten, Feuerlöscher) zur Inspektion. So gehen die Tage ausgefüllt mit kleinen Arbeiten und Vorbereitung für Patagonien dahin.

Vom – sehr flachen – Land haben wir noch nicht so viel gesehen. Dennoch sind uns ein paar Sachen aufgefallen:
– am 29. jeden Monats ist Gnocchi-Tag – landesweit! Wieso? Keine Ahnung. Evtl. weil ein Grosssteil der frühen Einwanderer Italiener (aus Neapel) waren?

– evtl. auch eine Referenz an Italien: es wird ein Coperto (hier natürlich cubierto) pro Person berechnet, aber auch etwas dafür geboten.
– bezahlt man im Restaurant oder zB auch beim Schiffsausrüster mit ausländischer Kreditkarte, so wird einem ‚Zuhause‘ weniger belastet, da die MwSt entfällt. Nicht aber im Supermarkt.
– auch nach Abzug der MwSt bleibt Uruguay ein teures Land, insbesondere wenn man aus Brasilien kommt.
– die ganze Küste scheint Erholungs- und Feriengebiet für die Hauptstädter und Argentinier zu sein.
– auch hier fährt man auf Strassen von einer Verkehrsberuhigungsschwelle zur nächsten. Dabei sind die Uruguayer eher Kriecher und keine Raser.
– das liegt evtl. an den sehr zahlreichen Kameras, welche Geschwindigkeitssünder ertappen
– alles ist sehr ruhig, keine Musik, wenig Farben, einfach irgendwie langweilig. Es wird ja auch die Schweiz Südamerikas genannt. Evtl deswegen?
– was einem in der Schweiz auch passieren könnte: wir haben vor einem grossen Supermarkt hier in Piriápolis am Morgen nach dem Einkauf das Portemonnaie verloren. Am Abend haben wir es vollständig wieder gegen Unterschrift in Empfang genommen. Der Inhalt war fein säuberlich in einem Heft notiert. Mann, waren wir froh!!
– Uruguayer scheinen grosse bzw passionierte Fischer zu sein. Das liegt wohl auch am Fischreichtum.
– der macht sich auch an der zunehmenden Präsenz von ebenfalls fischendem Getier bemerkbar. Hier im Hafen hat es eine kleine Seelöwenkolonie. Allerdings eher von der faulen Sorte, da sie zum Fischen einfach ganz nach hinten in die Hafenecke schwimmen, wo die Fischer ihren Beifang ins Wasser werfen. Ansonsten sonnen sich die Kolosse (die Männchen) in der Sonne, zB auf den Schiffsanlegern…

– Uruguayer scheinen Hunde zu mögen und wenn, dann eher grössere Exemplare. Der Brasilianer neigt eher zum Schosshündchen.
– die Administration und das Beamtentum scheint das Land zu erdrücken. Das ist bisher jedenfalls immer eine der ersten Aussagen, die man von den Einwohnern über ihr Land hört. Bei gut 3 Millionen Einwohnern eine viel zu grosse Anzahl an (zT fürstlich bezahlten) Beamten.
– was sich schon in Brasiliens Gaucho-Süden abgezeichnet hatte und in Argentinien dann seine Fortsetzung führt: die Omnipräsenz von Mate. Was früher wohl zur Standard- und Überlebensausrüstung des reitenden Volkes gehörte, steht heute immer noch neben der Computermaus auf dem Bürotisch und begleitet ALLE Uruguayer durchs Leben. Meist mit Thermoskrug unter den linken Arm geklemmt und in der Hand die Tasse mit dem Trinkhalm.

 Das es für dieses Teil auch wichtige Accessoires gibt, wie hier auf dem Bild eine Beleuchtung, versteht sich von selbst.

Anfänglich war auch etwas irritierend, dass Food Trucks hier mit Heisswasser warben. Bis uns dämmerte, dass das ein Refill für den Mate-Thermoskrug ist.
– Uruguay scheint ein Käseland zu sein. Evtl aufgrund von helvetischen Einwanderern. Die Brasilianer schmeissen zwar auch auf fast alles Käse, aber in Uruguay schmeckt er.

Dies also unsere ersten, verallgemeinernden Eindrücke unseres ersten neuen Landes seit Langem.
Bild von Klaus Tischhauser
Klaus Tischhauser

Eine Antwort

  1. Schön, dass wir im Zölly auch etwas über die Menschen in weiter Ferne erfahren dürfen! Und zu eurem Lebensmittel Lager gehört aber unbedingt noch der Mate Thernoskrug!

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