Der schöne Tag, der mit perfektem Regenbogen begonnen hatte, bescherte uns noch einen überraschenden Besuch: Alicia und Joao wurden von der Schweizerflagge angelockt – Alicia wohnt in Schwerzenbach, also nahe bei Zürich. Joao ist Brasilianer. Beide reisen – unabhängig von einander – schon seit Monaten in Südamerika. Wir luden sie zu Kaffee und Keksen ein und erfuhren so wieder einmal dies und das von jungen Menschen unterwegs. 

Nach der Warteschlaufe an der Ostküste von Ilhabela (eigentlich heisst die Insel Sao Sebastiao) wechselten wir bei abnehmendem, aber immer noch tüchtig wehendem Wind in den Kanal zwischen Insel und Festland. Dort hatte uns Alfred von der Tuareg (wir hatten ihn und seine Familie schon in Santo Andres und Vitoria getroffen) seine freie Boje angeboten. Nach einigen Versuchen, die Boje und eine Bordleine zu verbinden, brachen wir die Übung ab. Zu viel Wind, zu kurze Bojenleine, zu wenig Geschick, es wollte einfach nicht klappen. Das Manöver beinhaltete sogar einen Sprung des Skippers ins Wasser. Und das just in dem Moment, als wir fest an der Boje waren. Allerdings nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten: die Bojenleine hatte sich nach dem Versuch, es mit Rückwärtsfahrt zu schaffen, im Ruder verheddert. Das Ganze spielte sich vor den Balkonen einiger netter Ferienhäuser ab. Hoffentlich hat da niemand zugeschaut oder gar gefilmt!
Da der Ort sowieso ein guter Ankerplatz ist, mit viel Platz und gutem Grund, warfen wir schliesslich entnervt das Eisen. Wenig später traf die Rosy Jane ein. Sie hatten den Wind an der Küste in einer Marina vorbeiziehen lassen. Nun waren wir wieder einmal Nachbarn. Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein. 
An Land unternahmen wir nicht viel. Etwas Verproviantierung und Ersatzstecker für den Elektroaussenborder suchen. Letzteres klappte dank Carlos von North Sails Brazil, der uns am Nachmittag auf der südamerikanischen Onlineplattform Mercado Livre die Teile bestellte und am nächsten Mittag auf der Insel zur Abholung bereithielt! Wow!
Ansonsten hielt uns die Angst vor den unheimlich aggressiven Mücken der Insel – wir kratzten schon tagelang an uns herum! -, sowie die Tatsache, dass wir schon mal hier waren (2018 mit Thiemy) von mehr Abenteurertum auf diesem sehr schönen Fleckchen ab. 
Heute nun geht es endlich weiter, und damit ‚betreten‘ wir nun Neuland. Denn wie erwähnt, kamen wir bis hierher schon 2018, damals allerdings auf der Landreise, die von der ‚September‘ aus in Salvador de Bahia begann. 
Im Kanal zwischen den Inseln motoren wir nun gegen den Tidenstrom raus und hoffen, dass der angesagte Wind dann hinter der Insel auch tatsächlich bläst. Wenn wir wirklich viel Glück haben, bläst da auch mal ein Wal. Ist gerade Saison der Buckelwale hier. 20‘000 Stück sollen jährlich die Runde runter in die Antarktis zum Fressen und hoch hierher zur Fortpflanzung machen!
Ach ja, da war noch der Gang zu den Behörden. Wir schwangen uns dazu auf unsere Fahrräder, um via Fähre rüber ans Festland zu gelangen, wo sich die entsprechenden Einrichtungen befanden (Policía Federal und Capitanía). Hier wurde uns mitgeteilt, dass wir den ganzen Türk gar nicht machen müssten. Ob das aber wirklich so ist, wissen wir dann bei der endgültigen Ausreise. Immerhin haben sie uns eine Einreise bestätigt, damit wir dann auch formal korrekt ausreisen können. Bisher bekamen wir immer auch eine Ausreisenestätigung aus dem jeweiligen Bundesstaat mit Angabe des nächsten Ziels. Das hier ist wohl die brasilianische Variante des schweizerischen Kantönligeistes. 

Bild von Klaus Tischhauser
Klaus Tischhauser

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