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Die Biskaya hinter uns – Spanien vor uns

Nach 4 Tagen, 2 Stunden und rund 460 sm haben wir wieder festen Boden unter den Fuessen. Wir haben die Kurve gerade noch so gekriegt. Der angekuendigte Starkwind zwang uns einen Hafen 10 sm vor La Coruna anzulaufen, die Ria de Cedeira. Wir waren mit Motor unterwegs, direkt gegen den Wind und machten gerade noch knapp 3 Knoten Fahrt (also 3sm pro Stunde). Wind und Wellen nahmen stetig zu, und die letzten 3 Stunden bzw. 10 sm waren ja noch gar nicht angebrochen, sondern noch 20sm entfernt. Querab und guenstig segelnd erreichbar lag dann eben die Ria de Cedeira, eine nette Bucht, die guten Schutz vor Wind und Wellen versprach. Also Segel gesetzt und abgefallen (so heisst das, wenn man das Boot vom Wind abwendet) und mit 7-8 Knoten dem Land entgegen. Schon nach kurzer Zeit tauchte am verregneten Horizont Land auf, und wenig spaeter war auch schon die Luecke, welche die Einfahrt zur Bucht sein musste, in der Kuestenlinie auszumachen. Nun liegen wir also in Ria de Cedeira, einem ganz netten, kleinen Ort, der ein paar Touristen anzieht, in dem aber alles irgendwie gemaechlich ist. 5 andere Yachten liegen vor Anker, eine Marina gibt es nicht, nur Fischerboote. Von denen haben wir aber kaum eines bei der Arbeit gesehen. Vielleicht ist momentan der Wind einfach zu rauh. Selbst hier in der Bucht blaest er mit 5-6 Windstaerken, in Boeen mehr. Und da ist man dann froh, wenn der Anker auch wirklich haelt. Gleich nach der Ankunft haben wir zuerst klar Schiff gemacht und uns dann endlich bei Bier und ein paar Erdnuessen hingesetzt und auf die erfolgreiche Biskaya-Ueberquerung angestossen. Die letzten paar Stunden waren ein wenig mulmig, denn der Wind, der im Anzug war, hatte andere Segler in Falmouth veranlasst, noch nicht zu fahren. Wir wollten es aber dennoch wagen, mit dem Ausweg, halt nach Westen abzufallen und in Nordwestspanien an Land zu gehen, falls uns das Wetter zu frueh erreichen wuerde. Ganz knapp hat es also gereicht. Und einen netten neuen Ort lernen wir auch noch kennen. La Coruna kennen und schaetzen wir, aber Neues ist halt immer spannender. Und das Essen ist auch hier gut, wir sind in Galicien. Zurueck zum Anstossen auf die gelungene Ueberquerung. Die September hat – wie andere Boote auch, nur staerker – die Gewohnheit, beim vor Anker Liegen sich dauernd hin und her zu drehen. Man sitzt im Cockpit dann sozusagen in eine Drehrestaurant, geniesst einmal den einen Teil z.B. der Bucht, dann wieder einen anderen. Nach einiger Zeit erkennt man natuerlich immer wieder die gleichen Bildausschnitte, aber immerhin, etwas Abwechslung bringt das schon. Wir wir nun so dasitzen und das erste Bier schon seine erstaunlich starke Wirkung gezeigt hatte, zeigte sich ploetzlich ein zuvor noch gar nie gesehener Bildausschnitt. Nanu, was ist denn das? Sch….., der Anker haelt nicht und die September ist, samt den staunenden Gaesten im Drehrestaurant auf Wanderschaft. Gegen 20 Tonnen auf dem Weg durch den Hafen! Das Drehrestaurant war schnell leer, die Seglernovizen wieder in ihren Seglerklamotten (es regnete natuerlich bei sehr starkem Wind) und ein zweiter Ankerversuch Tatsache. Dabei holten wir beim Ankeraufholen noch eine riesige Trosse mit hoch, von der wir uns erst wieder befreien mussten. Dass die folgende Nacht nicht die ruhigste wurde, ist klar, denn wer gibt einem schon einen Garantie, dass der Anker nun wirklich haelt? Zweimal ist auch noch der Ankeralarm losgegangen. Das ist das GPS, so eingestellt, dass bei einer zuvor definierten Entfernung zur Ausgangsposition Alarm geschlagen wird. Wohl verstaendlicherweise etwas aengstlich eingestellt. Mittlerweile haben wir uns schon an Land getraut. Ab und zu ein kurzer Blick zur September. Liegt sie noch, wo sie hingehoert oder sucht sie schon wieder Kontakt zu anderen Booten? Sie haelt, der Anker hat sich nun wohl definitiv eingegraben. Heute haben wir an Land seit langem wieder mal auswaerts gegessen: Tortilla, Empanada de Bonito und Pulpo. So macht das Seglerdasein wieder Spass. Gegessen haben wir im Fischerhafen, in einer kleinen Spelunke, fern vom Staedtchen. Was wir da suchten? Lorena oder Eva. Korrekt (hier kann der Leser, die Leserin auch ein anderes Wort einsetzen, z.B. dumm) wie wir sind, machten wir uns naemlich als erstes auf die Suche nach den Behoerden, um die Einreiseformalitaeten zu erledigen und zu sehen, ob wir uns da beim Hafenmeister melden muessten. Schon bei der Capitania del Puerto hatte man uns gesagt, dass uns die Verantwortliche – eben Lorena oder Eva – schon finden wuerde. Ja, sie haetten ein Buero, aber irgendwie wurde zum Ausdruck gebracht, dass sie da wohl kaum anzutreffen sein wuerden. Wir also nix wie hin. Das Buero gab es, natuerlich verschlossen. In der danebenliegenden Bar erfuhren wir, dass es eine Lorena gaebe, eine Eva nicht. Und Lorena ist noch zwei Wochen in den Ferien. Auch hier nur Kopfschuetteln, dass sich jemand nach den Behoerden erkundigte. Zum Glueck wurde die Enttaeuschung darueber, dass die eigens fuer diesen Zweck tags zuvor angefertigte, ausgekluegelte Crew-Liste nicht hatte zum Einsatz kommen koennen, durch die erwaehnten Speisen vollstaendig ueberdeckt. Dann noch das bisherige Highlight des Tages: Die Co-Skipperin hat den fast einzigen Schaden der Ueberfahrt, ein angescheuertes Fall (das ist ein Seil, das ein Segel hochzieht), seemaennisch korrekt repariert. Vielleicht folgen noch mehr Highlights, es geht schliesslich nochmals rudernd bei Starkwind an Land und vor allem spaeter, nach einem Restaurantbesuch bei Dunkelheit (!) wieder zurueck.

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Klaus Tischhauser
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