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Wieder mal auf dem Meer

Wir haben heute Mittag Denton Bridge verlassen und uns auf unserem Track wieder zurueck durch die Creeks nach Banjul bewegt. Dann in grossem Bogen raus und langsam rum, so dass wir nun bald Kurs Suedwest anlegen. Ziel ist heute der Badestrandteil von Banjul und Umgebung. Aber dahin sinds noch ein paar Meilen unter Motor. Ab morgen soll dann der Wind auf Nord drehen, so dass wir nett Richtung Guinea-Bissau segeln koennen. Wenn’s denn tatsaechlich so kommt.
Die letzten Tage widmeten wir einerseits der Vorbereitung der Atlantikueberquerung, indem wir haltbare Lebensmittel gebunkert hatten. Wir sind mit den Velos mal nach links Richtung Serekunda, mal nach rechts Richtung Banjul gefahren. Die Strasse, in jede Richtung doppelspurig und richtungsgetrennt, ist in sehr gutem Zustand. Bei Rusty haben wir 300 Liter Diesel geordert, die dann in 15 Kanistern angeliefert wurden. Gas haben wir auch nachgefuellt, ebenfalls besorgt von Rusty.
Das zweite Augenmerk galt dem Schiff – wie immer. Einige sehr wichtige Arbeiten konnten wir erledigen, wie Luken und anderes dichten, Oelwechel am Dingi, zweite Ruderhalterung am Dingi reparieren, nun sind beide geflickt (totale Schwachstelle), Google Earth-Karten erstellt fuer OpenCPN fuer Guinea-Bissau, Sachen bestellt, die unser naechster Besucher Thiemy mitbringen darf, etc., etc.
Die kleine Komune von Fischern und Priogenfahrern fuer die Touristenausfluege in Denton Bridge ist uns in der Zeit immer staerker ans Herz gewachsen. Wenn man da jeden Tag z.T. mehrmals ein- und ausgeht, kommt man sich naeher und nimmt auch die eine oder andere Dienstleistung in Anspruch. Wir haben auch zweimal dort mittags gegessen. Superlecker! Immer um zwei Uhr kommt eine Frau mit einer grossen Schuessel auf dem Kopf und bringt Essen fuer alle. Schade, dass wir gestern den Fisch Yassa verpasst haben, war sicher auch so hervorragend, wie die Tage davor. Und da das halt 100 Prozent local food ist, ist auch der Preis bemerkenswert, pro Teller umgerechnet weniger als 1 Franken.
Gestern hatten wir auf das ‚Kantinenessen‘ verzichtet, weil wir frischen Fisch an Bord hatten. Das Resultat eines Angelausfluges, den der Skipper mit Sam und Ebu unternommen hat. Die beiden hatten fuer ihre Touri-Piroge keine Kunden und schlugen daher vor, dass wir gegen Zahlung des Benzins und der Koeder (Krebse und Shrimps) einen kleinen Ausflug zum Fischen in die Creeks machen koennten. Als sich dann die Skipperin vom Ausflug zurueckgezogen hatte, schlugen die Jungs vor, dann doch lieber aufs Meer raus zu gehen, statt in die Creeks. Na klar doch!
Die Erwartungen an den Fischerfolg waren hoch und wurden nicht enttaeuscht. Erwartungsgemaess schwaechelte der Skipper im Vergleich zu Sam und Ebu, aber hey, die sind vom Stamm der Sere und somit Vollblutfischer. Da kann man kaum mithalten. Am Schluss stand der Skipper mit dem schwachen Fischerruf dann doch mit 4 Fischen zu Buche, einem Angelfish und 3 Catfish. Daneben wurden noch mehrere Ladyfish und viele weitere Catfish gefangen. Die Kroenung war der Butterfish. Der wurde dann der Skipperin auch zusammen mit einem Angelfish dargeboten, so dass wir am Abend etwas Angelfish und dann eben am naechsten Mittag den Butterfish verzehrten. Lecker! Nun noch unser Fazit zu Gambia:
Grundsaetzlich und ueber allem steht wohl, dass die Gambier einfach ausserordentlich nett sind. Praktisch jeder einzelne. Das macht alles, was man macht sehr angenehm.
Auch sonst ist alles sehr relaxed und wenig aufdringlich. Der Tourismus ist unaufgeregt, es hat halt einfach Strand, Sonne, Creeks, Pirogen und Fischer. Wer Jetskis, Golfplaetze, Kitesurfen, Tauchen oder aehnliches sucht, wird es wohl nicht finden. Wer aber einfach ein wenig ausspannen moechte, mal eine Flussfahrt mit ein wenig Angeln machen moechte, Voegel und Menschen beobachten will, der ist hier richtig. Das Publikum setzt sich praktisch nur aus Briten, Hollaendern und Skandinaven zusammen.
Zum Segeln unter Segeln ist das natuerlich kein Revier, aber es ist ein Land, das einem ermoeglicht, mit dem Schiff – unter Motor – an besonders schoene Orte zu kommen. Und fuer einmal spielt der Seegang keine Rolle – dafuer darf man sich mit Muecken abmuehen.
Der Gambia-River ist anfangs noch wenig interessant, weil er noch sehr breit ist. Ab Tendaba wird es dann aber besser und bis nach Janjanbureh – die locals sprechen uebrigens immer nur von Mekati (die Insel heisst McCarthy Island)- ist es dann wirklich zum Teil wunderschoen. Wir sind froh, dass wir das gemacht haben. Nach den vielen Mangroven vom Sine Saloum hatten wir schon etwas viel davon und waren anfangs gar nicht so begeistert. Aber das hat sich wirklich geaendert. Noch ein paar Tips fuer die Flussfahrt:
– Flaschen mit Wasser mitnehmen, man trifft immer wieder auf seeeehr durstige Fischer
– Man kann den Fischern sehr gut Fisch abkaufen, kann bei der Verproviantierung nuetzlich sein. Sonst ist die Versorgungslage nicht so toll.
– Moskitonetz ist unbedingt zu empfehlen. In Mangrovennaehe wimmelt es von sehr, sehr kleinen Muecken, die aggressiv stechen. – Der Fluss ist ueberall problemlos schiffbar
– Gezeiten beachten
– Auf Fischer aufpassen. Hauptkonfiguration: auf einer Seite eine Piroge und von da ausgehend mehr oder weniger gut sichtbare kleine Bojen (z.B. durchsichtige Wasserflaschen), die ueber zig Meter das Netz anzeigen. Am Ende – wenn man Glueck hat – eine etwas groessere Boje, z.B. ein Kanister mit einer kleinen Fahne dran.
– Es gibt aber auch ‚unbemannte‘ Netze. Man kann evtl. ueber beide drueber fahren. Wir haben das aber bleiben lassen.
– Oft – aber nicht immer – kann man zum Ausweichen ganz, ganz nah an die Mangroven ran fahren, z.B. 3 Meter Abstand, und hat immer noch genug Wasser unterm Kiel. – Einige Fischer sprechen Franzosisch, da es Senegalesen sind.
– Einige Fischer sprechen weder Franzoesisch noch Englisch, weil sie wahrscheinlich kaum in die Schule gegangen sind.
– Sicherheit: absolut kein Thema. Wir haben unser Boot zwar auch schon mal abgeschlossen (wenn wir nicht drauf waren). Aber im Normalfall nicht. Dingi und Motor waren sowohl im Senegal wie auch in Gambia immer ueber Nacht auf dem Wasser. Auch beim an Land gehen hatten wir nie den geringsten Zweifel bezueglich Sicherheit. Ab und zu wird einem ein Aufpassservice angeboten. Kann man nutzen, braucht man aber nicht. Aber so kann sich jemand, der wohl sowieso kaum was hat, einen kleinen Batzen verdienen.
– Segelbereit sein: es gibt nichts schoeneres als unter Segeln und geschoben von der Gezeit auf dem Fluss dahinzugleiten.
– Der Bintang Creek scheint sehr weit ins Landesinnere schiffbar zu sein. Wer laenger bleibt, kann den evtl. auch mal besuchen.

Dann noch ein paar Worte zu den Ankermoeglichkeiten um Banjul herum. Grundsaetzlich werden die Lamin Lodge und Denton Bridge angefahren. Frueher anscheinend eher Denton Bridge bzw. Oyster Creek, heute anscheinend eher Lamin Lodge. Wir haben beides geschaetzt. Lamin ist idyllisch, ruhig. Mittags und am fruehen Abend Verpflegungsmoeglichkeit in der Lodge. Mit G-Boy und wahrscheinlich auch den anderen Jungs hat man sehr nette Helfer, die einem auch Land und Leute naeher bringen. Was sie organisieren hat uebrigens immer einen guten Preis und sie fuehren einem wirklich zu den guten Orten (z.B. dem Geldautomaten, bei dem man etwas mehr rauslassen kann als bei den anderen – umgerechnet 160 Franken, statt den ueblichen 60-80 pro Bezug; oder guten Supermaerkten und Fruchstaenden). Der einzige Nachteil ist, dass die Lage etwas ab vom Schuss ist.
Denton Bridge ist voll mit den Touribooten, die um 10 Uhr wegfahren und um 16 Uhr zurueck kommen. Dazwischen die groesseren Priogen der Senegalesen, die rausfahren zum Fischen. Und dann noch die Frauen, meist alleine, im Boot rudernd, um Austern pfluecken zu gehen. Das Ganze um die beschriebene Community rum, die auch ihren Reiz hat. Die Lage, zwischen Banjul und Bakau/Serekunda ist ungleich besser als Lamin Lodge. Vor allem, wenn man ein Velo hat.
Einklarieren hatten wir ja schon beschrieben. Ausklarieren ist sehr einfach. Wir sind mit den Velos in die Hafenanlage und haben dann den Eingang wieder erkannt. Der Pfoertner hat uns dann das Gebaeude der Immigration gezeigt, wo wir noch den Ausreisestempel benoetigten. Der wurde innerhalb von einer Minute gegeben. Fertig. Was passiert, wenn man das gar nicht macht, wissen wir nicht. Schwer vorstellbar, dass es jemand bemerkt.

Dem Land merkt man uebrigens an, dass es aufatmet nach der Schreckensherrschaft des alten Praesidenten. Wegen der damaligen schlechten politischen Lage und dann dem Ebola-Proglem, ist der Tourismus eingebrochen und erholt sich sehr langsam wieder. Den Menschen waere zu wuenschen, dass das etwas schneller ginge. Also, liebe Leserin, lieber Leser: das waer doch was, oder?
Noch ein spezielles Thema: Fuer Frauen alleine scheint das Reisen in Gambia muehsam zu sein. Also doch ein Wermuthstropfen. Das mag daran liegen, dass es anscheinend eine beliebte Destination gerade fuer Frauen sei die alleine sind, aber es eben nicht bleiben wollen…

Dann noch das letzte Thema, das auf die Frage einer aufmerksamen Leserin zurueck geht: was bekommt man denn hier so zu futtern? Grundsaetzlich so etwas das gleiche wie im Senegal, sind ja alle verwandt und aus der Naehe. Klassiker sind Chicken oder Fisch Yassa, das ist Huhn, Fisch mit Reis und einer sehr guten Zwiebelsauce mit vielen Zwiebelteilen drin. Vieeeel besser als die Zwiebelsauce auf der Kalbsbratwurst bei uns. Dann statt Yassa mit Domoda (im Sengal Maffe). Das ist eine sehr leckere Erdnusssauce. Dann gibt es Thiboudienne (so aehnlich geschrieben): das ist Reis mit diversen grossen Gemuesestuecken an einer wuerzigen Sauce und mitten drin immer ein Stueck eines mitgekochten getrockenten Fisches. Dieser hat ein sehr starkes Aroma. In den Creeks gibt es Austern, die geraeuchert werden oder gekocht. Wir hatten das einmal zusammen mit feingehackten Kartoffeln gekocht und dann in ein Brot gepappt. Geraeucherten Catfish hatten wir heute zum Mittag an Bord. Gestern auf dem Markt gekauft. Delikat! Es gibt immer frische Salate, meist etwas gruener, Tomaten und Karotten und auch Kohl. Neben Huhn und Fisch gibt es oft Shrimps. Also aufs Essen kann man sich hier immer freuen. Das ist auch schon sehr viel wert.

Also, Reisende, macht mal was anderes, reist nach Gambia!

Mittlerweile ist nun auch der Anker gefallen. Wir liegen zwischen Kololi und Bijilo, zwei Vororten von Banjul. Vor uns Strand und Hotelanlagen. Total ungeschuetzt mit viel Schwell. Wir sind also wieder zurueck im Segleralltag.

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Klaus Tischhauser

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