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Puerto Aventuras – nicht sooo abenteuerlich

Lang, lang ist‘s her seit wir uns zum letzten Mal gemeldet haben. Das liegt aber nicht daran, dass es uns schlecht ginge. Nein, es ist einfach nicht sehr viel los. Es geht uns also gut, wenn man einmal davon absieht, dass die ganze Crew Covid hatte, nachts einmal ein ungebetener Gast unbemerkt an Bord war und des Skippers Baby responsAbility verkauft wurde. Aber beginnen wir von vorne bzw bei unserem letzten Stopp, der Bahia de Ascunción. Wir, das waren die Stammcrew und Gabi, verliessen den Ort, der unter Wasser so interessant sein soll, ohne einmal im Wasser gewesen zu sein. Als wir rausfuhren, wechselte das Wasser von einem Meter auf den anderen entlang einer messerscharfen Kante von trüb auf glasklar und türkis. Da wäre dann doch wieder Lust aufgekommen, aber da war es schon zu spät. Dafür sahen wir eine Schildkröte und evtl ein Manatee sich vor uns in Sicherheit bringen. Später kamen noch Delphine hinzu.
Wir hatten uns entschieden, auf der Insel Cozumel einzuklarieren und erst später rueber nach Puerto Aventuras zu segeln. Der Weg nach Cozumel war anfangs gutes Segeln, der Wind drehte aber nicht wie gewünscht. Der Skipper wollte eigentlich ein bisschen rumkreuzen, da wir ja die ganze Nacht Zeit hatten und der Rest der Crew sowieso schlief. Aber irgendwann wäre es ein genau gegenan Kreuzen geworden und hätte uns dem Ziel nur sehr langsam näher gebracht. Da hatte der Skipper ein Einsehen und griff nach dem Zündschlüssel. So erreichten wir den Ankerplatz direkt vor dem Hauptort San Miguel und in unmittelbarer Nähe zum Faehranleger nachts zu halbwegs vernünftiger Zeit – es reichte noch für ein Ankunftsbierchen.
Am Morgen stellten wir fest, dass wir in glasklarem Wasser liegen. Sehr schön! Wir meldeten uns bei der Capitanía und fragten nach dem Einklarierungsprozedere. Angesichts der vielen Stationen, Formulare und Stempel, entschieden wir uns, das Ganze mit einem Agenten zu machen, obwohl wir das etwas affig finden. Wir waren schliesslich aber doch froh darum, denn die Mexikaner haben wirklich nicht die schlanksten Abläufe. Aber immerhin hätten wir die Möglichkeit gehabt, selber von Amtsstube zu Amtsstube zu ziehen.
Obwohl das Prozedere sich mehr als einen Tag hinzog und mit einem Besuch von vier Personen an Bord abgeschlossen wurde, durften wir doch schon vorher an Land, was wir den Behörden hoch anrechnen.
So kam es, dass die Crew nach einiger Abwesenheit von der Zivilisation per Dingi eine Bar am Strand anstrebte. Das Problem in Cozumel ist nur, dass es praktisch keine Möglichkeit zum Anlanden gibt. Nur schroffe, scharfkantige und glitschige Felspartien.
Vor der Bar fanden wir aber einen kleinen Einschnitt, den sonst Schwimmer zum Ein- und Ausstieg nutzen. Dank der zwar hässlichen, aber für solche Situationen ungemein praktischen Räder am Heck des Dinghis gelang uns das Manöver. Zumindest der erste Teil. Der Weg zurück ins Wasser musste mit einer Crew erfolgen, die personell zwar noch dieselbe war, wie zuvor. Aber alle ausser der Co-Skipperin hatten eine enorme Margarita intus. Und so war sie es dann, die das Manöver nicht so beschwingt und lustig anging, wie der Rest der Crew. Dank ihrer Oberaufsicht gelang aber auch die Rückkehr an Bord unfallfrei und ohne Verluste.
Die erste Nacht war noch bei ordentlich Wind und Welle aus Nord überraschend ruhig. Erst als der Wind nachliess, machte uns der Schwell das Leben so schwer, dass wir nach zwei Nächten nur noch weg wollten. Trotz Tauchparadies sahen wir auch auf Cozumel keine Unterwasserwelt.
Dafür lockten auf dem Festland die Cenoten, einer der Hauptgründe, wieso Gabi uns in dieser Gegend besuchen kam. Tauchen in Süsswasserhöhlen.
Locker segelten wir also am nächsten Tag rueber nach Puerto Aventuras, der einzigen Marina in dem Bereich und dem einzigen Ort, wo man geschützt liegen kann. Puerto Aventuras ist eine riesige Ferienanlage, umzäunt und mit hoher Sicherheit. Rein kommt man nur – mit dem Auto – durch einen Checkpoint. Man wähnt sich in den USA. Man hört fast nur amerikanisch und ab und zu russisch. Alles ist umgeben von Wasserbecken, in denen sich – getrennt – Delphine, Seelöwen und Manatees tummeln. Oder sollte man eher sagen, dass sie da gefangen gehalten werden? Nun, die Touristen dürfen zu den Tieren ins Wasser oder bestaunen die Kunststücke vom Ufer aus. In der Gegend gibt es unzählige Delphinarien – man sagt uns alles in der Hand der Mafia…
Gabi hat gleich Tauchgänge in den Cenoten organisiert, an deren ersten beiden auch der Skipper teilnahm. Wirklich ein Erlebnis! Total glasklares Wasser, das Licht der Taschenlampen in der Dunkelheit der Höhlen, Stalaktiten und Stalagmiten sowie andere wundersame Formen gleiten in der Stille an einem vorbei. Ein Highlight!
Gabi genoss diese Unterwasserwelt, die sich ja auch unter der Erde befindet noch weiter. Für die Stammcrew ertönte aber schon wieder der Ruf der September nach Arbeit! Denn wir haben vor, demnächst die ganzen seitlichen Fenster, insgesamt 14, zu erneuern, damit die Seppi für neue Eigner präsentabel ist. Daher fuhren wir, während Gabi die Unterwelt erkundete, mit dem Mietauto in den Norden Yucatans, nach Puerto Progreso. Wir hatten eine Verabredung mit Moises von Astizur, einer Werft, die wir vorgaengig ausgesucht hatten. Wir hofften eigentlich auf eine Werft mit einem Meister, der weiss, was wir wollen und alle Arbeiter und Arbeiten koordiniert. Das müssen wir uns wohl abschminken. Wir werden davon wohl einiges selber an die Hand nehmen müssen. Immerhin hat es am Platz Miguel, den Sandstrahler. Er wird einen wichtigen Teil der Arbeit machen können. Wir haben dann noch eine Firma gefunden, welche Plexiglasscheiben auf Mass schneidet und bohrt. Damit sind schon einmal die Grundvoraussetzungen gegeben. Den Rest des Knowhows haben wir uns aus dem Internet besorgt. Aber das wird schon eine grosse Kiste für uns. Aber was macht man nicht alles für die Beauty!
Der Ausflug war also ein Erfolg. Wir haben ihn auch noch genutzt, um einmal ausserhalb der Touri-Zone von Cancun-Playa del Carmen-Tulum ein kulinarisches Highlight in Mérida, der Hauptstadt Yucatans, anzusteuern: ein Restaurant mit 10-Gang-Menue. Das kommt dann schon fast an ein Rennvelo ran. Haha.
Zurück in Puerto Aventuras nähert sich Gabis Abschied. Wir verbringen einen letzten gemeinsamen Abend, der uns zwar exzellenten mexikanischen Wein, aber am letzten Tag auch einen Brummschädel bescherte. Bei Gabi kommt dann langsam eine dicke Erkältung dazu – der Skipper hat schon seit Tagen ein Kratzen im Hals, das er auf die Klimaanlage im Auto zurückführt.
Wie schon eingangs erwähnt, litt also die Crew an Corona. Festgestellt erst, nachdem sich Gabi zu Hause positiv getestet hatte. Auf dem Schiff fiel nur des Skippers Test positiv aus, die Skipperin schien sich noch tapfer zu wehren oder hatte einfach eine längere Leitung. Mittlerweile, beim gestrigen Versuch uns freizutesten, wurde auch die Skipperin positiv, allerdings nur sehr leicht. Ab morgen sollten wir nicht mehr ansteckend sein. Wohl dank Impfung und Booster ist das alles kaum merklich an uns vorüber gegangen.
Auch kaum bemerkt hat neulich nachts ein Einstieg ins Boot stattgefunden. Am Morgen wunderte sich Gabi über die Unordnung, die Elgard in der Küche hinterlassen hatte: offen herumliegende Avocado-Schalen. Wie die Fussspuren an Deck aber zeigten, hatte sich offenbar ein Waschbär eingeschlichen. Die Fruchtschale hatte ihn aber nicht interessiert. Dafür ramschte er irgendwie am Brotsack rum. Seither bleibt das Schiff nachts zu.
Ein weiteres prägendes Ereignis der letzten Tage war die Information, dass das Unternehmen, das der Skipper vor rund 20 Jahren gegründet hatte, nun einen neuen Besitzer erhält und somit der letzte Bezug zu diesem Lebensabschnitt – Aktien der Gesellschaft – bald auch der Vergangenheit angehören. Aber immerhin eine sehr gute Nachricht.
Bleibt noch ein Wort zu Yucatan zu sagen: wir hatten uns sehr gefreut, wieder zum mittlerweile dritten Mal nach Mexiko zu kommen. Allerdings müssen wir sagen, dass alles, was wir bisher von Mexico gesehen hatten, Yucatan bei weitem in den Schatten stellt. Das ist ein touristischer Hotspot gigantischen Ausmasses, den man sich getrost sparen kann. Es sei denn, man wolle die Cenoten und auch das Meer tauchend erkunden. Ok, dann muss man fairerweise auch noch die Maya-Stätten von Tulum und Chichen-Itza erwähnen, beide ein Besuch wert.

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Klaus Tischhauser

Eine Antwort

  1. Elgard und Klaus, vielen Dank fuer den ausfuehrlichen Bericht. Hatte schon daran gedacht meine Benachrichtigungsstatus zu ueberpruefen… Nun also nich noetig. – Solange die Nachtbesucher nicht auf Gold, Geld und Leben aus sind, braucht der Tiefschlaf nicht zu leiden und ermoeglicht kuehlen Kopf zu behalten unter falschem Unordnungsverdacht. Bin froh das Corona keine nennenswerte Handhabe an euch allen hatte und damit die Immunitaet aufgefrischt und weiterentwickelt wurde. — Hier leiden wir wiederum unter grosser Trockenheit. Der massive Wintersturm vor einem Monat hat uns immerhin bis heute noch auf 100% Niederschlag gehalten, hat aber deshalb nichts vom Wasser(finanz)loch gestopft das in den letzten paar Jahren entstanden ist. Wir hoffen immer noch auf eine Feuchteschub. – Alles Gute – mit lieben Gruessen markus & brigitte

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