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Joal Fadioute

Zum ersten Mal seit den Kapverden liegen wir in sauberem Wasser, so dass wir uns endlich hinein wagen. Es stehen noch das Abschruppen der Schrauben an, sie haben schon etwas Bewuchs, der die Leistung der Motoren nicht erhoeht. Und bald werden wir im Flussdelta Sine Saloum wohl nur noch motoren. Und auch sonst ist eine Reinigung entlang der Wasserlinie angesagt, Mindelo und vor allem Dakar haben da ihre Spuren hinterlassen.
Vorgestern Montag war unser grosser Zolltag, es galt das Ersatzteil fuer die Windsteuerungsanlage aus dem Frachtbereich des Flughafens herauszuloesen. Das Ganze geschah in einem Provisorium, da der Frachtbereich des neuen Flughafens noch nicht fertiggestellt ist. Zum Glueck sind wir frueh los, aber auch so dauerte der Weg durch die insgesamt gefuehlt und auch tatsaechlich zig Institutionen, Bueros, durch all die Formulare, Stempel, Abgaben, Kopien, Unterschriften 3.5 Stunden. Dank des Provisoriums spielte sich viel in kleinen Baukontainern ab, in denen mehrere Beamte ihre Schreibtische und Aktenberge hatten und sich zudem die immer mehr werdenden Wartenden draengten. Zum Glueck wurden wir gleich beim Eingang von Djeme abgefangen, der uns durch die ganzen Ablaeufe durchschleuste. Ohne ihn waeren wir wohl total aufgeschmissen gewesen. Natuerlich entrichteten wir ihm eine ‚Service-Fee‘, die er sich wirklich verdient hatte. Nicht nur wir, auch alle Angestellten und anderen Kunden leiden unter den aufwaendigen Prozessen. Aber wir haben nun das essentielle Teil ersetzt und sind froh darueber. Es ist waehrend solchen scheinbar sinnlosen Taetigkeiten, dass man viel Zeit hat, um mit den Leuten mal laenger ins Gespraech zu kommen, so zum Beispiel mit unserem Fahrer, der eine bestellte Fahrt nach der anderen hat absagen muessen, weil wohl auch er mit einem etwas kuerzeren Aufenthalt am Flughafen gerechnet hatte.
Wir sind noch ein wenig in Saly rumgelaufen und haben sehr viele ehemals schoene, heute aber verlassene Gebaeude am Strand gesehen. Seit 2008 scheint hier das Meer vorzuruecken und hat so viele Straende zum verschwinden gebracht und reicht bei vielen Haeusern bis an die Mauern, was wohl nicht so guenstig ist. Daher leidet auch der Tourismus. Es hat zwar einige Touristen, fast ausschliesslich Franzosen und auch Straende gibt es noch, z.B. den Obama Beach, aber im Vergleich zu frueher muss es dramatisch weniger sein. Zwar seien Kredite der Weltbank fuer die Befestigung und Erhaltung der Straende gesprochen worden, aber geschehen sei nicht viel. Schade, denn die Gegend waere schoen fuer Badeurlaub und die Menschen ja wie schon erwaehnt ausserordentlich nett.
Hier in Joal nun also besseres Wasser, endlich. Das Wasserthermometer zeigte nach den 21 Grad von Saly nun 22 an. Vorsichtshalber haben wir aber noch nachgemessen mit dem Babybadthermometer und zu unserem Schrecken festgestellt, dass die richtige Temperatur 20 Grad ist. Laengere Arbeiten unter dem Schiff finden somit im Anzug statt.
A propos Nachmessung: An unserem Ankerplatz zeigte unser Echolot 2 Meter Wasser unter dem Kiel an. Seltsamerweise beruehrte der Skipper aber beim Tauchen unter den Kiel (um zu sehen, ob es von der Grundberuehrung in Saly einen Schaden gegeben hatte) ploetzlich den Grund!
Tatsaechlich hatten wir vielleicht noch 40cm unter dem Kiel. Sehen konnten wir das selbst beim Tauchen nicht, weil das Wasser noch sehr viele Schwebeteilchen enthaelt. Wir liegen ja in einem sehr grossen Flachwassergebiet mit Sandstraenden. Wir sind natuerlich froh, dass wir das gerade noch herausgefunden haben. Beim Einbau des neuen Echolots in Mindelo hatte es noch die gleiche Wassertiefe angezeigt, wie das alte. Somit bestand kein Grund zum Kalibrieren. Aber irgendwie scheint da wieder mal der elektronische Klabautermann am Werk gewesen zu sein. Da es ja morgen oder so in den Sine Saloum geht, ist ein korrekt funktionierendes Echolot ein absolutes Muss. Auch wenn alles funktioniert, werden wir dort wohl das eine oder andere mal aufsetzen, da sich die Sandbaenke dauernd bewegen. Uebrigens lohnt es sich, mal auf Google Earth Sine Saloum einzugeben und das Ganze von oben anzuschauen. Ist doch wundervoll, nicht wahr?
Seit wir im Senegal sind hat es auch endlich wieder einmal Voegel. Sowohl die Kanaren wie die Kapverden waren zu unserer Besuchszeit praktisch vogelfrei. Hier nun ist das anders und in Joal sind wir nun sogar erstmals Nachbarn von ein paar Pelikanen. Im Sine Saloum wird das dann wohl noch mehr werden, obwohl sich schon viele Zugvoegel wieder auf den Weg in den Norden gemacht haben duerften.
Da das Wasser hier grossflaechig sehr flach ist, liegen wir so weit draussen vor Anker, wie noch nie. Die Fahrt an Land dauert so natuerlich lange, wir liessen sie uns aber dennoch nicht nehmen. Hier dann wieder aehnliches Bild wie in Saly; das Meer rueckt vor und macht einige Haeuser am Meer unbewohnbar. Touristisch ist der Ort bzw. die Orte interessant, weil gleich hinter der Landzunge in einer Lagune drei Inseln liegen, die nur aus Muscheln bestehen und mit Bruecken miteinander verbunden sind. Wir waren mit unseren Muettern mal hier. Je nach Gang der Arbeiten am Schiff reicht es fuer einen weiteren Besuch. Unser Ausflug bestand in einem langen Marsch dem Strand entlang und durch den Ort. War wohl gerade Schulschluss. Und so kommt man mit Kindern ins Gespraech, die die Gelegenheit zum Austausch mit den Fremden – den Toubabs – gerne nutzen. Fuer uns natuerlich auch immer wieder schoene Momente.

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Klaus Tischhauser

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