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Endlich Ruhetag

Die letzten Tage hatten es in sich. Gerade als wir uns ans bonairische süsse Leben an der Boje und etwas Fische gucken als Normalzustand gewöhnt hatten, kam es ab und zu ein wenig anders.

Zuerst erlebten wir wieder schöne Unterwasserstunden an Orten, die wir mit dem Auto anfuhren. Zuerst einen Spot im Park im Norden, dann noch Karpata, der uns besonders gut gefallen hatte. Aber eigentlich auch etwas anstrengend. Für den nächsten Tag hatten wir uns wieder einen Plan für ein paar Spots zurecht gelegt und kamen recht früh vom Schiff. Bevor es losgehen sollte, haben wir noch einen zweiten Gewichtsgürtel gekauft, damit wir beide etwas leichter runter kommen und bleiben, ohne gleich die ganze Luft schon auf dem Weg nach unten zu verstrampeln. Kaum wollten wir den ersten Spot ansteuern, fiel der Blick auf den Benzinanzeiger, der einen nur noch wenig gefüllten Tank anzeigte. Das nach den wenigen Kilometern von gestern bei vollem Tank! Geprägt durch andere Informationen war uns sofort klar, was das bedeutete: Benzinklau. Neulich war schon Benzin von einem Dinghy gestohlen worden. Nun gut, dann halt zur Tanke und wieder etwas nachfüllen. Natürlich nicht mehr voll, sonst werden wir über Nacht jeweils zur beliebten Tankstelle. Das Einfüllen resultierte allerdings nur in einem Geplätschere unter dem Auto. Damit hatten wir nicht gerechnet. Denn hierin in Bonaire wird man angehalten, die Autos nicht abzuschliessen, damit sie nicht erst aufgebrochen werden. Und Tankdeckel haben auch kein Schloss. So stellten wir uns die nächtlichen Diebe mit durch den Tankstutzen geführtem Schlauch vor. War aber nicht so, sondern wohl angeschnittener Tankschlauch. Naja, der Umtausch des Wagens ging sehr zügig von statten, man hat hier Routine in dieser Sache. Dann schnell bei der Polizei Bericht erstatten, damit sie wenigstens davon wissen. Auch das zügig. Dann ging es los zu den Tauchspots, die wieder begeisternd waren. Falls nich nicht erwähnt hier: in Bonaire ist eine Vielzahl der Tauchspots sowohl per Schiff als auch von Land aus erreichbar.
Für die nächste Nacht liessen wir uns ein ausgeklügeltes Sicherheitsdispositiv einfallen: so nah wie möglich an der Wand parkieren, so dass der Zugang nur noch von unten möglich ist. Hat gut geklappt, aber ob es daran lag, wissen wir natürlich nicht. So zügig das ganze auch abgewickelt wurde, es hat doch einen kleinen Fleck auf der sonst fast ungetrübt weissen Weste Bonaires hinterlassen. War es etwa die Strafe für den letzten Beitrag über die Geräuschkulisse?
Vorgestern dann früh raus zum Windsurfkurs. Eigentlich zwei, einer am Morgen, der andere am Nachmittag, dazwischen noch ein Board gemietet zum ueben. Das war anscheinend so beeindruckend, dass wir beim Personal – das am Morgen davon abriet – als Helden galten, von denen sie noch Ende Jahr reden würden. Seltsam, wie wenig es manchmal braucht, um so einen Status zu erlangen.
Gestern dann waren wir froh, die September verlassen zu können, da ein Schwell auf die Plätze mit den Schiffen stand, der viel Geschaukle mit sich brachte. Allerdings machte er auch die meisten Spots an der Westküste kaum nutzbar von Land aus. Daher fuhren wir nochmals in den Washington Slaagbaipark, weil es da besser auszusehen versprach. Das war dann auch so und so kamen wir wieder zu wunderschönen Begegnungen mit Rochen, einem Hai, einer Schildkröte, vielen anderen Fischen und einer berauschenden Flora und Korallen. Am Nachmittag wollten wir noch in den Süden zu zwei Spots, aber vorher noch einen kleinen Abstecher auf eine Strasse der Ostküste entlang machen. Irgendwie hatten wir aber den Abzweiger verpasst und fuhren so in den nächsten Weg nach links, um umzudrehen. Rückwärtsgang rein, dann ein langes Quietschen und ein krachendes Geräusch. Was sollte denn das sein? Der Blick nach hinten zeigte noch blauen Rauch und einen Wagen, der seitlich in unserem Heck steckte. Auf der Strasse eine Bremsspur, die schön von der Mitte der eigenen Fahrbahn nach rechts auf unseren Wagen zeigte. Der Fahrer hatte offenbar einen Schreck durch unser Rückwärtslicht und einen entgegenkommenden Wagen bekommen – und schlecht eingestellte Bremsen. Der Blick in seinen Wagen zeigte ihn noch beim Löschen der Zigarette auf dem Beifahrersitz. War er abgelenkt? Er war auf alle Fälle Polizist und wusste daher gleich, was zu tun ist. Ein netter Kerl, der den Road Service anrief. Die kamen schnell, nahmen zuegig ein Protokoll auf und zogen wieder ab. Mit einem Minireport aus dem Borddrucker in der Hand ging es zurück in den Wagen, nicht ohne vorherige herzliche Verabschiedung vom anderen Lenker. Fabelhaft. Dann also noch Inselumrundung auf dem dann doch noch gefundenen Weg (Hinweis des anderen Lenkers). Sehr nett.
Zurück im Ort, fanden wir die Uferpromenade abgesperrt. Wind und Wellen hatte in unserer Abwesenheit zugenommen, ein sogenannter Wind Reversal hatte stattgefunden, der den Liegeplatz in eine fürchterliche Falle verwandeln kann. Alle Boote in der ersten Reihe waren verschwunden, nur die September tanzte noch wild auf den Wellen. Der Steg zum Schwimmponton, an dem – auch nur noch ganz alleine – unser Dinghy hing, war eingezogen. Die Leute an der Promenade machten Fotos von den Schäden und dem wilden Meer. Und wir standen da und wollten eigentlich auf unser Schiff. Wir entschieden uns für Warten und genehmigten uns in der Million Dollar Bar ein Bierchen. Als der Wirt erfuhr, dass das blaue Schiff da draussen unseres sei, meinte er nur, dass wir also Bonaire somit nicht kennen würden. Und begann von all den Schrecken der Vergangenheit zu erzählen, wobei wir wenig verstanden, aber wussten, worum es ging.
Wir sahen von Land aus, dass von den beiden Leinen, an denen man hier festgemacht ist, eine dünner war. Da war wohl was gerissen und jemand hat geholfen.
Daher entschieden wir uns, nicht noch länger zu warten, sondern auf das Schaukelpferd umzusatteln. Das dauerte dann einige Zeit, da wir ja einerseits auf die freischwimmende und wild tanzende Plattform rüber mussten, dann aufs Dinghy, dann Motor an (hoffentlich), zurück und Material von Land irgendwie trocken auf die Plattform bringen und dann ins Dinghy und schliesslich noch ohne Verletzung auf das wilde Pferd springen. Nun, das ging alles ganz gut über die Bühne. Man muss sich einfach Zeit lassen, da die Wellen ja mal höher und mal ruhiger sind. Der krönende Abschluss – unter ständiger Beobachtung durch die Leute am Ufer – war, dass die Skipperin dann vom Land aus rüber aufs Schiff schwimmen musste. War aber am sichersten und einfachsten so. Danach noch erster Nachttauchgang, um eine Sicherheitsleine anzubringen.
Das Geschaukle ging dann noch etwas weiter, die Tendenz war aber positiv und so stiessen wir dann schon bald auf unser Glück an. Unsere französischen Nachbarn hatten übrigens tatsächlich eine Leine ausgebracht, nachdem sie gesehen hatten, dass die eine gerissen war. Hat ihnen dann heute als Dank eine Flasche französischen Sprudelweines eingebracht.
Heute endlich Ruhetag! Wir sind beide ein wenig erschöpft, die Schaukelnacht war auch nicht gerade erholsam. Und so hängen wir heute meist rum, wie halbtote Fliegen.

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Klaus Tischhauser

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