Nun liegen wir also schon ein paar Tage an der Muendung des Douro-Flusses, unweit von Porto – und haben voellig vergessen, das hier nachzutragen. Hoffentlich hat sich da niemand Sorgen gemacht…

Seit der letzten Meldung nachts, kurz vor Porto, hat sich eigentlich nicht mehr viel tun koennen. Aber eben, nur eigentlich. Wir sind gegen 02.30 Uhr in den Fluss Douro eingebogen, im Hintergrund die hohe Bruecke, links viele Lichter von der Uferpromenade her und im Schwarz der seichten Muendung unbeleuchtet recht viele kleine Fischerboote. Einige unmotorisiert dafuer voll mit Leuten. Wir fuhren ja auch nicht mehr schnell und so war das nicht so problematisch. Die Marina konnten wir noch nicht so richtig ausmachen aber es wurde Zeit, das Grosssegel, das wir nach einiger Zeit auf See als Stuetzsegel gesetzt hatten, einzuholen. Das Segel hatte aber andere Plaene und hat sich geweigert runterzukommen. Super, halb drei nachts, eigentlich halb vier fuer die Crew – wir hatten die Uhr ja erst diese Nacht zurueckgestellt von spanischer auf portugiesische Zeit – und nun noch ein Problem. Der Wind hatte zum Glueck noch nicht aufgefrischt. Also Anker runter und rauf auf den Mast! Zum ersten Mal von vorne, am Radar vorbei. Problemanalyse war uebrigens nicht noetig, denn beim Segelsetzen hatte sich der Fallschaekel nochmals geoeffnet und das Fall war im Wind rumgeschwungen. Es dauerte recht lange, bis es wieder eingefangen war. Und beim Hochziehen ging das Ganze schon etwas schwer. Es wurde dem Wind zugeschrieben. Falsch, das Fall war wohl neben die Rolle im Masttopp gesprungen und so liess sich das Gross zwar noch hochziehen, aber runter ging nix mehr. Das war jetzt klar.
Dann hatten wir aber eine wahre Gluecksstraehne: einerseits liess sich das Fall einfach loesen und schwupps, schon war das Segel unten. Und der GAU, dass naemlich der Anker, der in der Eile natuerlich ohne Tripleine geschmissen wurde, sich nun in irgendetwas verheddern wuerde, trat nicht ein. Es ging einfach alles glatt. Nach einer halben Stunde war das Problem geloest. Dann in den Hafen rein, es wurde nun langsam doch unruhiger, festmachen, Bierchen zum langsam runterkommen und schlafen gehen. Ein 15-Stunden Arbeitstag geht zu Ende.
Im Nachhinein hat sich der Entscheid, frueh in Vigo loszufahren, als goldrichtig erwiesen. Der Wind frischte auf und die Wellen wurden so hoch, dass die Hafeneinfahrt zumindest auf organge gesetzt wurde. Fasziniert haben wir die fulminant brechenden Wellen in der Einfahrt vom Land aus gefilmt – besser so.

Porto liegt 3 Kilometer flussaufwaerts. Der alte UNESCO-Weltkulturerbeteil liegt gleich auf der anderen Flusseite, verbunden mit einer von Eiffel gebauten Stahlbruecke. Wir waren bisher nur kurz dort, es hat viele Touristen und ist wirklich sehr schoen und alt. Wir kommen dann bei trockenerem Wetter wieder.
Unser Ort, wo wir liegen, heisst Afurada und ist ein kleiner, anscheinend sehr typischer Fischerort. Nichts Aufregendes, einfach sehr normal. Am erstaunlichsten vielleicht noch die neue zentrale oeffentliche Waschanlage, wo von Hand Waesche gewaschen wird und dann draussen an zwischen vielen hohen Stecken gespannten Leinen zum Trocknen aufgehaengt. Dann noch: hier wurde der beruehmte portugiesische Nationaltorhueter Vitor Bahia geboren. Immerhin.
Die Gegend ist zu dieser Jahreszeit nicht arm an Regen. Und heute ist gerade ein besonders nasser und windiger Tag. So gar nix zum Rausgehen. Zudem stehen wir noch unter dem Eindruck des gestrigen Abends. Wir waren in einem Lokal in Afurada, das immer am ersten Donnerstag im Monat einen Fado-Abend organisiert. Zwischen den Gaengen gibt es dann also Gesang. Er ist schoen, aber halt einfach nur traurig. Selbst die froehlicheren Lieder sind zumindest von einer Strenge durchzogen. Also beschwingt geht man da hoechstens wegen des lokalen Weines, der schon stark an Portwein erinnert, nach Hause.
Der Tip fuer das Lokal kam uebrigens von den beiden Damen am Empfang in der Marina, Cecilia und Eugenia. Die beiden haben uns den wohl besten Empfang bereitet, den man sich vorstellen kann. Super nett, umfassend informierend, einfach ein Knueller. Kommt dazu, dass hier in der Marina Douro jeden Morgen so gegen 8.15 Uhr pro Crewmitglied 2 Broetchen auf dem Schiff deponiert werden. Was will man mehr? Ja klar, Sonne. Aber sonst?

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Klaus Tischhauser

Eine Antwort

  1. 🌬🌊🌪💦⛵️⚓️also bei dieser wetterlage und zeitgleichen stille auf dem seppi blog kanal gibt es schon sorgenvolle gedanken🤔gut zu wissen dass es euch gut geht👍

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